Mit 14 Jahren schnupperte ich Modellfliegerluft. Ich war, nachdem ich von meinem Konfirmandengeld bekommen hatte in der Lage mir eine nickelnagelneue Multiplex Royal zu leisten, was ich auch tat. Ein Graupner Dandy als auch eine Floride warteten auf den Einsatz. Dann durfte ich zum Schnupperfliegen.
Das war 1970. Mein künftiger Club, der FMSC Reutlingen hatte noch kein eigenes Gelände in Reutlingen, sondern die paar Piloten flogen auf dem Bundeswehrgelände auf der Haid (liegt auf der Schwäbischen Alb zwischen Reutlingen und Sigmaringen).
Damals gab es einige, die einen Jonny flogen. Welch ein Flugzeug…
Das war meine erste Berührung mit dem ‚Jonny‘
Wir schreiben 2025, der FMSC, seit 55 Jahren stolzer Besitzer des Fluggeländes auf dem Panzergelände in Reutlingen – Ohmenhausen, veranstaltete sein diesjähriges Retro Süd Meeting.
Selbstverständlich war es für mich als Classicpattern Herausgeber ein Muss die Veranstaltung zu besuchen.
Ich traute meinen Augen nicht, stand da doch ein wunderschöner ‚Jonny‘! Gebaut vom Vereinsmitglied Andreas Hässler. Welch ein Anblick. Das muss unbedingt auf Classicpattern.
Hier nun meine Fotoausbeute und ein Artikel aus dem Jahr 1965 von F.H. Leisten.
Hier der Bericht:
Seit September 1968 ist die letzte Neuerscheinung der Fa. Ing. W. Klinger, Knittlingen, als Baukasten im Fachhandel erhältlich. Anläßlich des R/C-I- Wettbewerbes um den „Käthchen-Pokal“ in Heilbronn konnte ich bereits den „JONNY“, welcher hier noch ein Vormuster darstellte, im Flugeinsatz beobachten. Da Herr Klinger selber das Modell flog, und ich sehr beeindruckt war, daß man mit einem solchen auf „Old“ gestalteten Modell das Publikum, besonders aber Modellflieger, begeistern kann, war es eigentlich recht naheliegend, daß man sich einmal etwas intensiver mit dieser Konstruktion befassen wollte. So freute ich mich denn, als ich unmittelbar nach dem Anlaufen der ersten Baukastenserie gleich vom Packtisch weg einen „JONNY“- Baukasten erhielt.

Mit der obligatorischen Neugier bei Neuerscheinungen wurde sofort der Kartoninhalt inspiziert. Es muß hier gesagt werden, daß die qualitative Beschaffenheit des Baukastens amerikanischen Importbaukästen in keiner Weise nachsteht. Neben der zweckmäßig ausgesuchten Holzqualität und den gut vorgearbeiteten Teilen — hier muß besonders hervorgehoben werden, daß die gestanzten Rippen dank eines „neuen“ Stanzverfahrens äußerst saubere Konturen aufweisen — enthält der Bausatz auch die benötigten Zubehörteile wie Motorflanschbefestigung, Ruderscharniere und Ruderhebel für Quer-, Höhen- und Seitenruder sowie vorgebogene 4 mm Stahldrahtstäbe für das vorgesehene Zweibeinfahrwerk.
Was den Bauaufwand des Modells angeht, so kann man mit Recht von einer einfachen Bauweise sprechen. Daher erscheint es auch überflüssig, daß ich hier noch näher über die allgemein bekannte Kastenrumpfbauweise ein Wort verliere. Demjenigen, dem trotzdem die nur zu begrüßende Rumpf-Leichtbauweise als zu schwach erscheinen sollte, rate ich nachdrücklich: Lassen Sie bitte jede „Zusatzverstärkung“ weg, das Modell ist konstruktiv auch für harte Trainingsmanieren ausgelegt!
Motormontage individuell: mittels Flanschmontage entweder stehend, liegend oder hängend. Hier vorteilhafterweise liegend montiert, Auspuff nach unten!
Da es sich hier um ein Motormodell handelt und nicht so eine Gewichtsfrage wie bei Seglern zur Debatte steht, habe ich mein Modell mit dem WIK Nylon-Bespanngewebe bespannt, wobei dies allerdings aus zeitlichen Gründen nur bei der Tragfläche geschah, und Rumpf und Leitwerke während der Holzgrundierung gleichzeitig eine Japanpapier-Einlage erhielten.
Die farbliche Gestaltung solcher Modelle ist wegen der Oldtimer-Form äußerst variabel. So entschloß ich mich aus der Überlegung heraus, daß es ein Baukastenmodell „Made in Germany“ ist, auch deutsche Hoheitszeichen aus vergangener Zeit aufzubringen, wobei als Grundfarbe weiß gut geeignet ist.
Siehe Fotos! Die erforderlichen Embleme fertigte ich aus der WIK Abziehfolie Nr. 3430/schwarz an, was erstens eine zeitsparende Angelegenheit, und zweitens eine Garantie für gute und einwandfreie Konturen ist.
Bevor über die Flugerfahrungen gesprochen wird, dürften noch einige technische Details von Interesse sein. Beim „JONNY“ ist der Motor mittels der allmählich sich großer Beliebtheit erfreuenden Flanschbefestigung an einem 6 mm dicken Birkensperrholzspant befestigt. Im Baukasten sind die beiden erforderlichen Dural Viereckflansche bereits als Zubehör vorhanden. Diese Flansche sind bereits mit vier 3,2 mm Bohrungen zwecks Verschraubung am Kopfspant versehen. Es bleibt somit nur noch die kleine Mühe, je nach verwendetem Motorentyp gemäß der Gehäusedeckelverschraubung vier Löcher in einen Flanschteil zu bohren, und der Motor kann auf einfachste Weise montiert werden.
Dieser direkte Anschluß von Servo zu Ruderblatt garantiert eine spielfreie Steuerübertragung, was beim Querruder sehr schätzenswert ist. Man kann den „JONNY“ entweder mit einem Dreibeinfahrwerk oder dem stilechteren Zweinbeinfahrwerk mit Sporn ausrüsten. Da ich die Startfähigkeiten eines Zweibeinfahrwerkes auf Grasgelände einmal erproben wollte, andererseits mir aber die Zweinbeinversion mit Sporn besser gefällt, wurde diese Art gewählt. Die großen Räder (90 mm 0) schmälern in keiner Weise das Aussehen des Modells, sondern bewirken eher das Gegenteil und sind dazu noch zweckdienlich. Nachdem das Modell flugklar war, stieg meine Neugier wegen des Flugverhaltens recht erheblich. Nach etwa 10 m Rollstrecke hob es ab und kam in einen sehr steilen Steigflug.
Mit dieser Reaktion hatte ich allerdings gerechnet, weil ich wegen des Zweibeinfahrwerkes vom Start weg leicht Höhenruder gegeben hatte, damit die Maschine zunächst das Heck schön am Boden halten mußte, damit es auf dem holprigen Grasboden nicht vornüber kippen konnte. Während dieses ersten Fluges konnte ich mich dann schon davon überzeugen lassen, was in dem Prospekt gesagt wird: Durch die geringe Flächenbelastung hat das Modell „JONNY“ besonders gutmütige Flugeigenschaften! Ich kann dies aus der Praxis heraus nur bestätigen. Allerdings muß hier gesagt werden, daß das Modell nicht für Anfänger gedacht ist, die nun ihr allererstes R/C-Modell steuern wollen. Es versteht sich, daß es sich hier um ein Mehrachsmodell handelt, welches durch seine guten und einfachen baulichen wie auch aerodynamischen Konstruktionsprinzipien meines Erachtens einen R/C Mehrachstrainer darstellt, der dem fortgeschrittenen Modellflieger die Möglichkeit gibt, sich flugtechnisch bzw. steuertechnisch an das R/C-1 Flugprogramm heranzuarbeiten.
Beim Jonny ist es möglich, zunächst durch eine etwas höhere EWD, etwa 1,5 °, und entsprechenden Motor in der Manier eines einfachen R/C-Modells zu fliegen und so die notwendige Erfahrung zu sammeln, um dann später auf Kunstflug zu trimmen. So fliege ich inzwischen mit einer EWD von 0 °, nachdem ich den Flügelsattel etwas nachgearbeitet habe und die EWD von ca. 0,750, wie sie im Bauplan eingezeichnet ist, geändert habe. Wenn mal der Motor im Fluge aussetzt, besteht kein Grund zur Nervosität! Man wird sich sehr schnell auf den Gleitflug eingestellt haben und das Modell normalerweise immer sicher landen können. Ferner konnte ich feststellen, daß der Gleitwinkel bei abgestelltem Motor, wenn also die Latte steht, merklich flacher ist, als wenn man mit gedrosseltem Motor fliegt.
Nicht zu unterschätzen sind auch die hervorragenden Eigenschaften im überzogenen Flugzustand. Man kann das Modell beim Landeanflug sehr langsam hereinschweben lassen, und es muß schon bei Windstille fast in der Luft „stehen“, ehe es über eine Fläche wegkippt. Ich habe diesen Zustand mehrmals in genügend Höhe probiert, damit ich für meine Landungen auf unebenem Grasboden genau darüber informiert war. So bin ich nach einigem Training dazu gekommen, auch den „JONNY“ mit Zweibein-Fahrwerk mittels Dreipunktlandungen so aufzusetzen, daß mir das Modell nicht mehr vornüber kippt, was ja bekanntlich bei einem Dreibeinfahrwerk unkritischer ist.
Ansonsten fliege ich mit dem Modell alle Figuren, die man mit Querruder und Höhenruder ohne Seitenruder fliegen kann: Looping rückwärts und vorwärts, auch langsame Rollen, liegende und stehende Acht; Auf- und Abschwung und natürlich Rückenflug. Auch ist es verständlich, daß man natürlich auch andere Figuren fliegen kann, wie eckig geflogene Loopings oder den Hut. Was man mit dem „JONNY“ also fliegen kann, hängt wohl mehr von der Erfahrung des Piloten ab. Trotz der relativ geringen V-Form ist es auch möglich, den „JONNY“ nur mit Seiten-, Höhen-Tiefenruder und Motordrossel zu fliegen und so auf Querruder zu verzichten. Ich persönlich neige aber weit mehr dazu, ein Modell mit Querruder zu steuern und bei Verwendung einer Dreifunktionsanlage dann auf ein steuerbares Seitenruder zu verzichten. So habe ich es auch beim „JONNY“ gehalten, und dank dieser Auslegung ist es dann möglich, einen eleganten und dynamischen Flug zu praktizieren, der eben nur mit Querrudern möglich ist. So kann ich meinen Testbericht dahingehend zusammenfassen, indem ich mit gutem Gewissen jedem Interessierten dieses Modell empfehlen kann.
Technische Daten:
R/C-Mehrachstrainer „JONNY“
Spannweite 1500 mm
Länge 1200 mm
Flächeninhalt ca. 38 qdm
HLW-Inhalt ca. 8,5 qdm
Fluggewicht wie Foto mit SIMPROP Digi 2+1 und ST 46 2300 Gramm
EWD nach Plan ca. 0,75°
Flügelprofil symmetrisch bei ca. 10 % Dicke
EWD beim Modell auf den Fotos 0°
V-Form 1,5 Grad
FH. Leisten








































