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Marabu

Hier ist die Giezendanner Konstruktion Marabu. Der Marabu wurde zum ersten mal während der RC1 Weltmeisterschaft 1967 in Korsika eingesetzt. Damals war der Marabu mit 1,81 Meter Spannweite größer als die Versionen 1967 und 1969. Hier ist unsere Fotosammlung der Marabu`s, originale als auch moderne Nachbauten. Und die Baubeschreibung von Emil Giezendanner.


Der MARABU ist ein speziell für Kunstflug konstruiertes Motormodell und stellt eine erfolgreiche Weiterentwicklung des bekannten PELIKAN dar. (Bericht von Emil Giezendanner Modell 1969)

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Der Aufbau ist extrem leicht — zugleich jedoch überdurchschnittlich stabil gehalten: Der größtenteils aus Balsasperrholz gefertigte Rumpf ist praktisch unverwüstlich und der Tragflügel garantiert verwindungssteif. Die vorgeformte, herumgezogene Nasenbeplankung (System Taurus) garantiert absolute Profiltreue — besonders für Styroporfanatiker interessant — gegenüber dem Taurus wurde aber noch durch den neuartigen, zusätzlichen Nasenholm eine wesentliche Verstärkung der Flügelnase erreicht.

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Wir versuchten auch beim MARABU den Aufbau einfach, schlicht und problemlos zu gestalten, was sich esonders arbeitsstundenmäßig bemerkbar macht.

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Flugeigenschaften

Die aerodynamische Schränkung und prozentuale Profilverdickung gegen die Flügelenden bewirken zusammen mit einer sehr kleinen Flächenbelastung, dass sich das Modell sprichwörtlich „gutmütig“ in einem sehr breiten Geschwindigkeitsbereich verhält. Es kann sowohl im Fußgängertempo als auch rasend schnell geflogen werden.

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Toni Bäuerle mit seinem Marabu

Mit einer relativ großen Profildicke (sinnvoll erhöhter Luftwiderstand) und einem günstigen Verhältnis von Gewicht und Leistung erreichten wir, dass der MARABU mit gleichbleibender Geschwindigkeit durch steigende und sinkende Figuren fliegt. Für das Flugbild einer Kunstflugmaschine von größter Wichtigkeit.

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Bruno Giezendanner und Wolfgang Matt 1969

Experten fliegen nur „heiße“ Sachen?

Wer Kunstflug leidenschaftlich betreibt — nicht nur schnell samstags vor einer Meisterschaft — weiß, wieviel die Qualität des Modells zum Gelingen jeder einzelnen Figur beiträgt. Natürlich wird Ihnen der Experte auch mit durchschnittlichen und gar schlechten Modellen eine Figur anständig hinkriegen; ganz bestimmt werden ihm aber mit dem guten Modell von hundert geflogenen Figuren prozentual bedeutend mehr gelingen, als mit irgend einer Flugprothese. Deshalb ist für Kunstflug das Beste gerade gut genug.

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Die Meinung, dass das Modell zu einem Drittel und der Pilot zu zwei Dritteln zum Gelingen beitrage, wirkt aus diesem Grund schon mehr als bizarr und erinnert mich stets an die Frage, was denn zuerst dagewesen sei, das Huhn oder das Ei, wobei ich mir auch nicht ganz im Klaren darüber bin, was diese „Prozentrechnung“ überhaupt rechtfertigen soll?

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Für Kunstflug unbrauchbare Flugmodelle oder etwa Mangel an fliegerischem Können? Je schwieriger und unpräziser ein Modell zu fliegen ist, desto zufälliger werden die Figuren. Der gute Kunstflieger zeichnet sich aber durch Gleichmäßigkeit im Notenbild aus. Das Zufällige ist nicht Kunstflug, sondern passiert jedem Sonntagsflieger — ob er will oder nicht.

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In der Hochburg der Marabus: Retroday Pfäffikon

Kunstflugmeisterschaften bringen für Pilot und Mechaniker ohnehin eine große Belastung und jeder ist deshalb froh, wenn er weiß, dass sein Modell zum Beispiel beim Turn sicher dreht, und zwar stets unter gleichen Bedingungen. Nicht, dass er etwa überlegen muss, ob es sich beim betreffenden Modell um die Konstruktion Nr. 7 oder Nr. 24 handle und welche entsprechenden Maßnahmen bei diesem oder jenem Typ anzuordnen seien. Vor derartigen „Knackimpulsen“ möchte jeder Wettbewerbsflieger sein Gehirn verschonen.

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Bruno Giezendanner beim Marabu Fliegen

Gewicht und Festigkeit

Die Weltmeisterschaften auf Korsika haben ganz deutlich gezeigt, dass schon heute eine gewisse Ernüchterung auf die Kunststoffzeit erfolgt ist. Gegossene Rümpfe und geschäumte Tragflächen befanden sich in der Minderheit, wurden dafür aber mit den weitaus stärksten Triebwerken in der Luft herumbugsiert. Kein Zufall, wenn man an die phantastischen Modellgewichte denkt!

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Der mehrfache Nordische F3A Champion Benny Kjelgreen

Schwere Modelle verlangen starke Motoren. — „Dafür sind die schweren Brocken bei Wind unempfindlicher.“ — Korsika bewies das Gegenteil: Kraft, Marrot, Bauerheim und Spreng flogen mit ihren relativ leichten Modellen eigentlich noch ganz ordentlich, nicht wahr, oder hatten alle vier das große Glück, trotz dreimal vertauschter Startreihenfolge, stets weniger Wind zu haben als die andern?

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Peter Erang mit Marabu

Und wie steht es mit der Festigkeit? Sind Kunststoffmodelle wirklich stärker als Holzkonstruktionen? Oder gilt der Satz „Energie = Masse X Geschwindigkeit“ auch für uns Modell-flieger? überlegen Sie sich einmal, weshalb Segelmodelle nach Abstürzen meist besser zu identifizieren sind als 5-Kilo-Motormodelle.

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„Wir haben unser Modell an den gefährdeten Stellen eher überdimensioniert“, schrieb einmal ein theoretischer Modellbauer. Was heißt überdimensioniert? Nichts anderes, als eine Entschuldigung für die z u schwere Bau-weise, welche jede Verstärkung kritischer Stellen illusorisch macht. Je schwerer das Modell, umso härter der Aufprall und größer die Zerstörung. Da hilft alles Verstärken nichts.

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Wie baut man leicht?

Die Gesamtkonzeption des Flugmodells, aber auch konstruktive Details, beeinflussen das Gewicht ganz entscheidend. Ob ich eine Tragfläche ganz beplanke oder nicht, wird Ihnen die Waage objektiv anzeigen. Dazu kommt selbstverständlich die Holzqualität, welche nicht immer mit Augen und Gefühl, jedoch ganz genau mit einer Briefwaage beurteilt werden kann.

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Wer sich mehrere Modelle desselben Typs baut, kann mit etwas Erfahrung im Verlaufe der Arbeit stets ziemlich genau feststellen, wie er gewichtsmäßig im Rennen liegt, indem er sich einige Erfahrungswerte notiert. Die mittleren Erfahrungswerte für den MARABU sehen etwa so aus:

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 Verwendet man ein einziehbares Fahr-werk, so setzt man an dieser Stelle, statt der angegebenen 250 g, großzügig 450 g ein und erhält somit ein Gesamt-gewicht von 3150 g, was sich beim MARABU noch ohne Nachteile verantworten lässt, zumal der Wirkungsgrad des Motors mit eingezogenem Fahrwerk um 15 bis 20 Prozent verbessert wird. Trotz eines Mehrgewichts von 200 bis 300 g nimmt die Steigleistung des Modells zu.

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Erfahrungen mit einziehbarem Fahrwerk

Bruno Giezendanner setzte 1967 mit Erfolg einen mit Einziehfahrwerk aus-gerüsteten MARABU wettbewerbsmäßig ein. Früher verwendeten wir das elektrische DE-BOLT-Fahrwerk beim PELIKAN und seit dem letzten Jahr das mechanische, mit einem Servo zu betätigende Fahrwerk von Klaus Dieter Horn beim MARABU. Das mechanisch einwandfrei, sehr präzise und sauber geschaffene KDH-Fahrwerk.

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Daten:

  • Flügel 400 g
  • Rumpf 400 g
  • Höhensteuer 70 g
  • Seitensteuer 30 g
  • sämtliche Ruder 100 g
  • Rohbau total 1000 g
  • Bespannung und Finish 400 g
  • Fahrwerk 250 g
  • Motor inkl. Schalldämpfer 500 g
  • Tank, Schubstangen, Beschläge
  • und Diverses 200 g
  • RC-Anlage inkl. 4 Servos
  • und Batterie 600 g
  • Flugfertig, ohne Sprit 2950 g
  • Fertiges Modell 3400 g

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Verwendet man ein einziehbares Fahrwerk, so setzt man an dieser Stelle, statt der angegebenen 250 g, großzügig 450 g ein und erhält somit ein Gesamtgewicht von 3150 g, was sich beim MARABU noch ohne Nachteile verantworten lässt, zumal der Wirkungsgrad des Motors mit eingezogenem Fahrwerk um 15 bis 20 Prozent verbessert wird. Trotz eines Mehrgewichts von 200 bis 300 g nimmt die Steigleistung des Modells zu.

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Erfahrungen mit einziehbarem Fahrwerk

Bruno Giezendanner setzte 1967 mit Erfolg einen mit Einziehfahrwerk aus-gerüsteten MARABU wettbewerbsmäßig ein. Früher verwendeten wir das elektrische DE-BOLT-Fahrwerk beim PELIKAN und seit dem letzten Jahr das mechanische, mit einem Servo zu betätigende Fahrwerk von Klaus Dieter Horn beim MARABU.

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Mein Marabu mit original Schweizer Sender 1969 Digifly

Das mechanisch einwandfrei, sehr präzise und sauber geschaffene KDH-Fahrwerk hat es uns jedoch angetan; d. h. es hat gegenüber dem elektrischen verschiedene Vorteile, welche die etwas heikle mechanische Verbindung Servo-Fahrwerk vorläufig mehr als nur aufwiegen.

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Mein elektrisch angetriebener Marabu

Das richtig montierte KDH-Einziehfahrwerk ist ebenso robust wie jedes feste, herkömmliche Fahrwerk. Eine neuere Entwicklung stellt das amerikanische POSI TRACT dar. Es ist elektrisch angetrieben (einzeln) und macht einen guten Eindruck.

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Die Bugradversion hat jedoch nichts mit einer technisch einwandfreien Lösung gemein und wird zweifellos noch verbessert werden müssen. Auch bestehen Zweifel darüber, ob im harten Einsatz Verschmutzung von Motörchen und Endausschaltern nicht zu Pannen führen könnten. Grundsätzlich bin ich gegenüber allem, was mit Spindeln (Gewindestangen) eine Drehbewegung in Zug und Schub umwandeln muss, misstrauisch eingestellt.

marabu_drawing1sAuf keinen Fall würde ich das elektrische Fahrwerk mit der Empfängerbatterie speisen. Für Scale-Modelle, welche flugstundenmäßig eher geschont werden, scheint mir das Posi-Tract eine einfache und dankbare Lösung. Bestimmt wird die Entwicklung auf diesem Gebiet nicht stillstehen und ein zuverlässiges, leichtes und zugleich robustes Elektroeinziehfahrwerk auf den Markt bringen. Die hochentwickelte Servotechnik bietet heute schon eine gute Voraussetzung dafür.

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Dass der elektrisch -mechanische Teil noch sorgfältiger gegen Schmutz verschalt werden muss als die herkömmlichen Servos, leuchtet jedem ein und ist eine Forderung, da sich die Servos schließlich im Innern des Modells, die Fahrwerke aber außerhalb befinden.

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Verschmutzte Kollektoren, Kontaktscheiben und Schaltkontakte könnten einem nämlich jede Freude am einziehbaren Fahrwerk vergällen.marabu_drawing2sBespannen und Finish

Wir bespannen unsere Modelle aus-schließlich nur mit Papier. Vorher werden alle Holzteile, Flügel, Leitwerk und Rumpf einmal mit Spannlack (Nitro) behandelt und feingeschliffen. Das mit einem Zerstäuber leicht befeuchtete Papier (stärkste Qualität) wird direkt mit Spannlack auf-gezogen. Nach einem weiteren Spann-lackanstrich kann der Rumpf mit einem Surfacer (Spritzspachtel), eben-falls Nitrobasis, überpinselt und an-schließend nass geschliffen werden.

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Original Marabu 1967

Diese Prozedur kann nach Belieben wiederholt werden, bis wir mit der Oberfläche zufrieden sind. Bevor wir jetzt den Rumpf mit Nitrofarben bemalen (nicht spritzen!), müssen wir den Surfacer nochmals mit einem Spannlackanstrich überdecken.

Wenn man die Bemalung besonders leicht halten will, fährt man gut, indem Spannlack mit Nitrofarben vermischt wird und nach zwei bis drei Anstrichen den Flügel zugleich mit der nötigen Imprägnierung versehen und erst noch mit einer schönen Grundfarbe bemalt haben. Außerdem darf man nicht vergessen, ein Motormodell mit einem treib-stoffbeständigen, farblosen Kunstharzlack (Zweikomponentenlack) zu überziehen.

Emil Giezendanner

Fotos: Peter Erang, Burkhard Erdlenbruch, Emil Giezendanner, Urs Leodolter

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