Unser langjähriger Freund Günter Hoppe war dabei. Der Text stammt vom Magazin Flug Modell Technik Ausgabe Februar 1978. Dank dieses FMT-Berichtes und der amerikanischen MAN Redaktion konnten wir den alten Bericht zusammenhängend rekonstruieren. Hier ist das Ergebnis:
Der Kunstflugwettbewerb
Trotz ihrer hohen Ansprüche an das Können der Piloten hatten das FAI-Kunstflugprogramm und das Programm des Tournament of Champions im Jahr 1976 die Möglichkeiten des Kunstfluges noch nicht voll ausgeschöpft.
Deshalb stellten die Veranstalter jetzt noch höhere Ansprüche an die Piloten. Die Flugfiguren wurden in drei Wertungsgruppen unterteilt, in denen jeweils zwei Durchgänge zu fliegen waren.

Durch diese Auslosung blieb den Piloten die Möglichkeit verwehrt, das komplette Programm noch vor der Bewertung zu trainieren.
Die Wertungsrichter waren übrigens bereits vor dem Wettbewerb ausführlich geschult worden.

Mike Mueller aus Chicago hatte dabei alle neu im Programm befindlichen Figuren – er war übrigens Teilnehmer am letztjährigen Tournament – mehrmals demonstriert, bis Klarheit über die Bewertung herrschte und einheitliche Maßstäbe gegeben waren.

Durch diese gründliche Vorbereitung der Kommission wurde eine bisher kaum gekannte Genauigkeit in der Bewertung erreicht.

Die Schiedsrichterkommissionen, deren Zusammensetzung sich jeden Tag änderte, garantierten größtmögliche Objektivität.

Sandsturm am ersten Tag
Am ersten Tag, an dem wieder der gewohnte „Las Vegas Sandsturm“ blies, gab es nur wenige Piloten, die das Risiko zu trainieren auf sich nahmen, denn dieser feinkörnige Wüstensand, der in bis zu eineinhalb Meter hohen Fontänen über den Platz getrieben wurde, war überall: im Einziehfahrwerk, im Sender, im Vergaser, und auch im Motor. Letzteres zwang an diesem Tag zwei Piloten, das Triebwerk zu wechseln.

Zum Zusammentreffen der besten Piloten kam es dann im ersten Qualifikationsdurchgang (Programm A).

Gespannt wartete man auf die Flüge der Favoriten Prettner, Brown und Matt, unter denen man auch den späteren Sieger vermutete.

Aber auch Kristensen, Hoppe, Radcliff und einigen anderen mussten reelle Chancen eingeräumt werden. US-Meister Reth Miller war wegen beruflicher Überlastung nicht an den Start gekommen.

Wolfgang Matt flog als Erster der Spitzengruppe. Wegen kleiner Fehler bei den gerissenen Figuren wurde der Flug mit 325 Punkten bewertet.

Dave Brown, diesmal mit Curare mit Snap-Flaps, zeigte einen sehr sauberen Flug, hatte aber Schwierigkeiten im Triangel und gerissenem Looping (315 Punkte). Es folgte nun der Topfavorit, Hanno Prettner.
Phantastisch geflogen war die Super Slow Roll (Bedingung mind. 8 Sekunden in einem Sektor von 120 Grad), die mit einer Länge von 11,5 Sekunden gerade noch im Sektor lag. Ausgezeichnet waren auch die Snaps, die gerissenen Figuren.
Die Japaner Okumura mit seinem Modell Cosmic und Naruke mit Nova Lili
Dazu hat mit Sicherheit die von Prettner entworfene Geschwindigkeitsbremse an seiner Curare beigetragen.
Es handelt sich um ein System aus je zwei Klappen pro Flügelhälfte, die im ausgefahrenen Zustand die Fluggeschwindigkeit bei Vollgas herabsetzen.
Dadurch kann die Rotationsgeschwindigkeit in den gerissenen Figuren sehr niedrig gehalten werden. Gleichzeitig bleibt die Wirkung der Ruder aber durch den vollen Luftschraubenstrahl sehr exakt.
Für seinen Flug erhielt Prettner 335 Punkte. Günter Hoppe, mit seiner gewohnten Präzision fliegend, erreichte 319 Punkte. Keine Änderung in der Reihenfolge ergab sich im 2. Durchgang, so daß das Programm A mit folgenden Platzierungen abgeschlossen wurde: 1. Prettner, 335; 2. Matt, 332; 3. Hoppe, 319; 4. Brown, 315; 5. Koger, 309. – Das Qualifikationsprogramm B enthielt, verglichen mit A und C, „leichtere“ Figuren.

Doch auch dieses Programm stellte an die Piloten und Modelle Anforderungen, da eckige und runde Figuren in einem Programm geflogen werden mussten.
Sehr gut fand sich damit Brown zurecht, der in seinen beiden Durchgängen 300 bzw. 329 Punkte schaffte, was die zweitbeste Wertung bedeutete.

Hoppe fiel bei diesen Figuren etwas zurück (301, 325), ebenso erging es Matt, der 301 bzw. 328 Punkte auf sein Konto buchte. Keine Probleme hatte Prettner, der im Programm B seine ausgewogensten Flüge zeigte und mit 345 Punkten die Höchstwertung des Wettbewerbs erzielte.

Programm B, Resultate: 1. Prettner, 345; 2. Brown, 329; 3. Mann, 328; 4. Hoppe, 325; 5. Giezendanner, 324. Spannend wurde es in dem abschließenden C-Programm.

Hier bot sich die letzte Möglichkeit, sich für das Finale zu qualifizieren. Als erster nützte sie mit 288 und 299 Punkten Hoppe. Brown blieb eben falls unter der 300-Punkte-Marke, aber auch seine Wertung reichte für das Finale.

Prettner erreichte wieder die höchste Punktzahl. Matt flog seinen gewohnt sauberen und präzisen Stil, der ihm die zweithöchsten Durchgangswertungen einbrachte. Somit war nur der letzte Startplatz für das Finale offen, den sich Kristensen mit einem ausgezeichneten Flug sicherte.

Herrliches Wetter mit ausgezeichneten Flugbedingungen herrschte am Sonntag, dem „Big Day“. Um es gleich vorweg zunehmen, die Resultate des Finales waren genau dieselben wie die der Qualifikation.
Prettner spulte seine Durchgänge wie ein Uhrwerk ab und seine Wertungen zeigten eine unglaubliche Konstanz. Matt konnte man dieses Mal wirklich als Pechvogel bezeichnen, denn nach den morgendlichen Schalldämpferproblemen im Training musste er während des ersten Wertungsfluges mit fast leerem Empfängerakku landen.
Nach einer Super-Schnellladung konnte er sich aber noch den 2. Platz in der Endauswertung sichern. Auch Brown verlor durch Ausfall des Seitenruderservos wertvolle Punkte, die restlichen Flüge brachten ihm aber den verdienten 3. Platz. Auf Platz 4 kam Günter Hoppe vor Ivan Kristensen.

Das Programm wird nicht aus einzelnen Figuren bestehen, sondern die Figuren müssen, entsprechend dem „großen“ Kunstflug, ein geschlossenes Programm bilden. In der Praxis bedeutet es, daß der Pilot aus einer Figur kontinuierlich in die andere übergehen muss, und nicht wie bisher nach einer Figur wegfliegt, das Modell wendet und im Rückflug sich auf die nächste Figur vorbereitet.

Das 1978er Modell muss also wesentlich langsamer sein, damit es das ganze Programm innerhalb des vorgeschriebenen Raumes absolvieren kann. Das nächste „Tournament of Champions“ verspricht also viele Neuerungen und auch Impulse für die anderen internationalen Wettbewerbe.
Hier die Endresultate sowie das gewonnene Preisgeld
Platz Pilot | Land | Preisgeld |
1. Hanno Prettner | Austria | $13.000,00 |
2. Wolfgang Matt | Liechtenstein | $5.000,00 |
3. Dave Brown | USA | $4.000,00 |
4. Günter Hoppe | Germany | $3.000,00 |
5. Ivan Kristensen | Canada | $2.500,00 |
6. Bruno Giezendanner | Switzerland | $1.500,00 |
7. Benito Bertolani | Italy | $1.300,00 |
8. Mark Radcliff | USA | $1.000,00 |
9. Steve Helms | USA | $800,00 |
10. Tony Bonetti | USA | $700,00 |
11. G. Naruke | Japan | $600,00 |
12. T. Okumura | Japan | $600,00 |
13. Jeff Tracey | Australia | $600,00 |
14. Dean Koger | USA | $600,00 |
15. Phil Kraft | USA | $600,00 |
16. Dennis Donohue | USA | $600,00 |
17. Bill Salkowski | USA | $600,00 |
18. Fred Kugel | USA | $600,00 |
19. Ron Chidgey | USA | $600,00 |
20. John Brink | South Africa | $600,00 |
21. Luis Castaneda | Mexico | $600,00 |
22. Terry Cooper | United Kingdom | $600,00 |
Text: FMT Ausgabe Februar 1978
Bilder: Günter Hoppe