Jean Stampe flog während des Ersten Weltkrieges mit dem belgischen Fliegerkorps und traf während dieser Zeit Maurice Vertongen. Die Beiden gründeten 1923 gemeinsam die Firma Stampe und Vertongen. Der Firmensitz war Antwerpen-Deurne. Sie betrieben eine Flugschule, die innerhalb kürzester Zeit sich zur größten Flugschule Belgiens entwickelte, desweiteren wurden Flugzeuge der belgischen Luftwaffe gewartet.
Georges Ivanoff arbeitete als Designer für Stampe und Vertongen und entwarf auf Wunsch von Jean Stampe einen Trainer-Doppeldecker, der einen besseren Zugang zum Vordersitz ermöglichte, wobei der obere Mittelteil nach vorne verschoben wurde. Diese Idee folgte den Entwürfen von Geoffrey De Havillands DH82, der die Flügel zurückgeschwenkt hatte, um die vordere Schwerpunktposition zu kompensieren.
Beim ersten Entwurf von Ivanoff waren nur die oberen Tragflächen zurückgesetzt. Das Flugzeug wurde von einem Gipsy Major 2-Motor angetrieben. Das Flugzeug wurde SV4 benannt und als OO-ANI registriert.
17. Mai 1933 Jean Stampe war der Geschäftsführer. Das Unternehmen stellte sechs SV4-Trainer für die Flugschule her. Nach tragischem Tod seines Sohnes Leon Stampe stellte er 1935 die Produktion ein. 1937 wurden zwei weitere SV4 hergestellt, diese Flugzeuge wurden von Demidoff abgeändert. Die Maschinen erhielten zwei zusätzlichen Querruder und das Heckteil des Flugzeugrumpfes wurde neu gestaltet.
Zwei weitere SV4, die OO-ATC und die OO-ATD, wurden 1939 gebaut. Es war ein Wettbewerb der belgischen Luftwaffe anberaumt, Ziel war einen neuen Trainer für die belgische Luftwaffe zu finden. Diesesmal überarbeitete Demidoff das Heckteil erneut und legte beide Tragflächen zurück. Die SV4 OO-ATD gewann den Wettbewerb und wurde anschließend an den Baron Thierry d’Huart verkauft. 1941 wurde Belgien von der Deutschen Wehrmacht besetzt, die beiden beligischen Luftwaffenpiloten Michael Donnet und Leon Divoy retteten dieses Flugzeug indem Sie es von Chateau Ter-Block nach England flogen, diese Geschichte kann im Buch „Flight to Freedom“ von Ian Allet nachgelesen werden.
1939 bestellte die belgische Regierung 300 Stck. SV4 Flugzeuge. Diese Flugzeuge wurden in Antwerpen und bei der franzöischen Farman-Firma in Lizenz hergestellt. Das Antwerpener Werk hatte bereits drei Tage nach dem Einmarsch der Deutschen in Belgien am 10. Mai 1940 die Produktion der ersten 30er-Serie abgeschlossen. Frankreich hatte auch 600 Maschinen bestellt, von denen zehn im Antwerpener Werk mit dem Renault 4PEI-Motor fertiggestellt wurden.
In der Nachkriegszeit benötigten Belgien und Frankreich Ausbildungsmaschinen um ihre Luftwaffen neu aufzubauen, allerdings fehlte es direkt nach dem Krieg an Metallen. Deshalb wurde auf die Stampe Konstruktion zurückgegriffen. Der Staatsbetrieb SNCAN stellte zwischen 1945 und 1949 701 Stck. SV4 her, beinahe alle waren mit dem Renault 4P-Motor ausgestattet.
1947 traf sich Jean Stampe erneut mit Alfred Renard, der bis 1930 im Unternehmen war. Gemeinsam gründeten sie die „Stampe und Renard Company“ in Antwerpen und produzierten 65 Stck. SV4b-Flugzeuge für die belgische Luftwaffe. Ausgestattet wurden diese Flugzeuge hauptsächlich mit dem Gipsy Major 10-Triebwerk.
Images: Daniel Brackx Collection www.belgian-wings.be
In Frankreich wurde die „Societe de la Formation Aeronautique“ gegründet. Es existierten weit mehr als 500 Stampes, allesamt in Aero-Clubs und Nationalen Flugzentren beheimatet waren. Die SV4 Flugzeuge waren bis weit in die 60er Jahren die Hauptstütze der nationalen Kunstflugwettbewerbe. Erst nach und nach wurden Sie durch die Pitts Specials und andere Flugzeuge ersetzt.