Weltmeisterschaft für Kunstflugmodelle USA 1971, ein Bericht vom bekannten deutschen RC-Autor seinerzeit Erich Rabe. Ich erinnere mich gerne zurück an Erich. Er war Mitglied meines damaligen Nachbarschaftsverein Balsania Filder. Er war mein Lieblingsautor. Lange Jahre war er der Herausgeber des deutschen Magazins ‚RC-Modelle‘. Doch jetzt zum Bericht:
Schneller als erwartet sind die Tage gekommen, an denen es heißt: „Auf geht’s zur Weltmeisterschaft.“ Nach einem kurzen Flug von Echterdingen nach Paris heißt es umsteigen, um vom Flughafen Orly, wo die Maschine der Air France gelandet ist, zum Flughafen Le Bourget zu kommen, von dem aus der Charterflug „Operation Friendlift“ stattfindet, der von der amerikanischen Modellflugorganisation AMA organisiert wurde. Abflug Echterdingen 10 Uhr vormittags am 14. September.
Nach und nach treffen in Le Bourget die Mannschaften aus den Staaten ein, die an dem Charterflug teilnehmen. Mit ihnen kommen all die vielen Begleiter, die dabei sein wollen, um ihrer Mannschaft den notwendigen Rückhalt zu geben.
Nur langsam schleicht der Zeiger der Uhr auf 19 Uhr zu, auf die Zeit, an der der Start der Maschine vorgesehen ist. Endlich ist es soweit, sämtliche Teilnehmer begeben sich hinaus an die Pforte, um die Maschine zu besteigen.
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Ziemlich flugplanmäßig verließ die Maschine dann Paris, erhob sich zu ihrem Flug nach London. Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und nur vom leicht geröteten Himmel bestrahlt, sah man die Wolkenberge als dichte Schicht unter uns liegen.
Eine knappe Stunde Flug bis London, dann Zwischenlandung, um die englische Mannschaft mit ihren Modellen aufzunehmen, außerdem die Mannschaften von Südafrika und aus Finnland.
Es ist bestimmt nicht weiter verwunderlich, daß sich bei all den vielen Modellen, die mit zur Weltmeisterschaft mußten, und die im übrigen alle in einheitlich großen Kisten verpackt waren, der Laderaum recht knapp wurde und es ein Problem schien, die Kisten aller Teilnehmer mit in die Maschine zu bekommen.
Schließlich klappte aber auch dieses, aber nun traten neue Schwierigkeiten auf. Bei der Landung war am Hauptfahrwerk der DC 8 ein Reifen geplatzt und dieser mußte natürlich vor dem Start über den Ozean ausgewechselt werden. Wenn Sie an Ihrem Auto eine Reifenpanne haben und den Reifen wechseln müssen, so geschieht dies im allgemeinen innerhalb von 5 Minuten.
Nicht ganz so einfach ist es bei einer so riesigen und schweren Maschine wie der DC 8, mit der wir flogen.
Es war in der Nacht ganz einfach kein passender Wagenheber aufzutreiben, der das Gewicht der Maschine aushielt. Also mußten die Passagiere aussteigen und sich für einige Zeit im Warteraum aufhalten.
Die Reparatur zog sich hin, denn der erste Wagenheber, der gebracht wurde, hielt der Last nicht stand und brach zusammen. Kein Haar anders erging es dem zweiten Wagenheber.
Erst beim Einsatz des dritten, noch stärkeren, gelang es, die Maschine anzuheben und den Reifen zu wechseln, allerdings mit dem Erfolg, daß auch dieser dritte Wagenheber dann doch noch seinen Geist aufgab. Aber der Reifen war gewechselt und so konnte der Weiterflug beginnen.
Inzwischen war es 23 Uhr abends geworden, von 21-23 Uhr also unbeabsichtigter Aufenthalt in London auf dem Gatwick Airport. Trotz manch ängstlich bedenklichen Gesichtern, die es angeblich im Flugzeug gegeben haben soll, startete die schwer beladene Maschine sicher zu ihrem Flug über den Atlantik und landete ebenso sicher auf dem Kennedy Airport in New York um 7.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
Der Service an Bord der Maschine der World Airways war sehr gut, die Stewardessen waren außerordentlich freundlich und hilfsbereit.
In New York war es inzwischen 1.30 Uhr morgens geworden und dichte Nacht verhüllte die Stadt und den Flughafen. Dort mußten wir die Prozeduren der Einwanderungsbehörden über uns ergehen lassen, eine an und für sich nur rein mechanische Arbeit.
Bei den immerhin 250 Fluggästen nahm dies jedoch eine gute Stunde in Anspruch. Sehr gut klappte die Busverbindung nach Doylestown in Pennsylvania. Die Busse warteten vor dem Eingang des Flughafens und konnten sofort bestiegen werden.
Um 9 Uhr MEZ ging es ab nach New Hope in Pennsylvania, wo die aktiven Flieger, die an der Weltmeisterschaft teilnahmen, in dem Hotel Holiday Inn einquartiert wurden, ebenso (nach Protest) deren Ehefrauen und die Offiziellen der verschiedenen Staaten.
Die aktiven Teilnehmer an den Wettbewerben waren am ersten Tag recht müde und abgespannt und von dem ungewohnten Klima kräftig angegriffen. Kein Wunder, daß da nun alle die Mannschaften von den verschiedenen Staaten mit mürrischen Gesichtern und unausgeschlafen herumsaßen und noch nicht so richtig ans Fliegen gehen wollten.
Die Begleiter oder Schlachtenbummler, wie man sie ja auch nennen könnte, kamen in das Fiesta Inn in Willow Grove, etwa 35 km von New Hope entfernt. Zimmer und Service waren ausgezeichnet, die Fluggäste allerdings waren inzwischen recht übermüdet, denn schließlich waren alle seit mindestens 24 Stunden oder noch mehr auf den Beinen bzw. unterwegs.
Eine Dusche im Hotel und den Bart abrasiert, dann konnte es losgehen aufs Flugfeld. Nervöse Gesichter rundum, kein Wunder, nach der Anspannung und Anstrengung des gerade vergangenen Tages.
Wegen der Verzögerung, die es im Zusammenhang mit dem Charterflug gegeben hatte, wurde die offizielle Eröffnung der Trainingsflüge auf Donnerstag verlegt, so daß die Wettbewerbsteilnehmer am Mittwoch eigentlich einen freien Tag haben sollten.
Bestimmt auch aus diesem Grund stand am Mittwoch die Organisation noch nicht auf festen Beinen. Alles war noch im Aufbau und jeder bemühte sich redlich, das Richtige zu tun, nur fehlte irgendwie die Gesamtkonzeption und die richtige Koordination.
Niemand wußte genau Bescheid, auch nicht an den folgenden Tagen. So war z. B. für eine einwandfreie Busverbindung von den beiden Hotels zum Flugfeld gesorgt. Der Bus ging den ganzen Tag über vom Hotel zum Flugfeld und dann zum nächsten Hotel und wieder zum Flugfeld.
Mal wurde von einem Abstand von einer Stunde gesprochen, später diese Angabe jedoch auf 2 Stunden korrigiert. Nur wußte niemand, wann der Bus jeweils von den Hotels oder vom Flugfeld abfuhr. Es konnte daher durchaus passieren, daß man um 8 Uhr an der „Bushaltestelle“ stand, der Bus aber gerade 5 Minuten vorher weggefahren war.
Pech für den, der unbedingt aufs Flugfeld wollte, denn für ein Taxi dorthin bezahlte man etwa 35 DM. Mit etwas Geduld und inzwischen ans Warten gewöhnt, klappte die Sache dann doch.
Am Mittwoch brannte die Sonne heiß vom Himmel. Noch war das offizielle Training nicht eröffnet, noch hatte jedermann seinen Sender in der Hand und das kostete immerhin 4 oder 5 Teilnehmern ihre Modelle. Ihre Modelle stürzten ab, gestört von irgendwoher.
Die aktiven Teilnehmer an den Wettbewerben waren am ersten Tag recht müde und und abgespannt und von dem ungewohnten Klima kräftig angegriffen, Kein Wunder, daß nun alle die Mannschaften von den verschiedenen Staaten mit mürrischen Gesichtern und unausgeschlafen herumsaßen und noch nicht so richtig ans Fliegen gehen wollten.
Irgendwie fehlte es noch an dem richtigen Schwung. Nur diejenigen, die sich schon akklimatisiert hatten, d. h. die schon zeitiger am Ort eingetroffen waren, flogen schon munter darauf los.
Es war ein mörderisch heißes Klima. Die Sonne brannte vom Himmel, und dabei war es feucht wie im Treibhaus. Das war aber immerhin besser als an den Tagen zuvor, als über dem Gebiet schwere Unwetter gehaust und große Zerstörungen angerichtet hatten. Die amerikanische Mannschaft schien bei den ersten Trainingsflügen recht gut in Form zu sein.
Das ist nicht weiter verwunderlich, denn sie waren ausgeschlafen und an das feuchtheiße Klima gewöhnt. Ron Chidgey, der aus Pensacola in Florida kommt, hat sein Modell Tiger-Tall mit einer neuartigen Acrylfarbe lackiert, die es erst seit wenigen Monaten auf dem Markt gibt. Das Finish des Modells war hervorragend, das Modell von strahlendem Glanz, wie poliert.
Überhaupt strahlte die gesamte amerikanische Mannschaft, vor Zuversicht nämlich. Sie war überzeugt davon, den Wettbewerb zu gewinnen. Aber noch war es nicht soweit.
Das Fluggelände war so eingeteilt, daß an jedem der beiden Enden der langen Betonpiste sich jeweils eine Startstelle befand. Es wurde also immer gleichzeitig an zwei Stellen geflogen. Die beiden Modelle waren gleichzeitig in der Luft und es bestand durchaus die Gefahr, daß diese sich in der Mitte treffen und gegenseitig abschießen.
Glücklicherweise trat dieser Umstand jedoch nicht ein. Ungünstig für alle Modellflieger war, daß der Wind die meiste Zeit über genau quer zur Piste kam und die Flieger die Sonne stets im Gesicht hatten, im Rücken die Zuschauer. Aber über die Zeit des eigentlichen Wettbewerbes war der Himmel bezogen und die Sonne verdeckt.
Als Punktrichter fungierten Antonlus Aarts aus den Niederlanden, Walter Burger aus der Schweiz, John Hartley aus England, David Henshaw aus Kanada, Acke Johansson aus Schweden, Loris Kanneworff aus Italien, Jaromir Schindler aus der Tschechoslowakei, William Northrop aus USA, Pierre Pignot aus Frankreich und Norbert Trumpfheller aus Deutschland.
Durch diese internationale Besetzung war also unbedingt eine echte Überparteilichkeit, gegeben, keiner benachteiligt – keiner bevorzugt.
Sehr begrüßt wurde von den Wettbewerbsteilnehmern und den Zuschauern, daß keine strenge räumliche Trennung zwischen Teilnehmern und Besuchern im Hinterland des Flugfeldes vorgenommen wurde.
So bot sich genügend Gelegenheit zum Kennenlernen, zur Aussprache und Diskussion. Es herrschte eine kameradschaftlich gelockerte Atmosphäre, wie sie ganz einfach zu so einem großen Wettbewerb gehört.
Auch am Donnerstag war das Wetter noch sehr heiß und feucht dazu. Ideales Sommerwetter, nur nicht ganz so ideal für die Modellflieger, die am Vormittag Ihr Training absolvieren mußten und durch das ungewohnte Klima sehr stark strapaziert wurden.
Gegen Mittag bezog sich dann der Himmel etwas, so daß der eigentliche Wettbewerb bei recht günstigen Witterungsbedingungen anfangen konnte.
Donnerstag, 14 Uhr, Beginn des offiziellen Wettbewerbes. 62 Teilnehmer aus 22 Staaten stellten sich der Jury. Bei der Flaggenhissung, bei der die Flaggen sämtlicher am Wettbewerb beteiligten Staaten gehißt werden, glänzt die deutsche Mannschaft durch Abwesenheit, weil sie irgendwie mit ihren Modellen im Hangar beschäftigt ist.
Fred Militky springt dafür ein und rettet die Situation. Der Wettbewerb wird eröffnet durch eine kurze Ansprache des „Leader of the Majority of the House of Representatives of Pennsylvania“. Dies entspricht etwa dem Vorsitzenden der Regierungspartei im Abgeordnetenhaus. Er ist selbst aktiver Modellflieger.
Die erste Runde beginnt für Bruno Giezendanner sehr vielversprechend. Mit einem Rekordflug, für den er 7075 Punkte erhält, fliegt er seinen Marabu souverän durchs Programm. Weniger zufrieden sind unsere deutschen Teilnehmer.
Wolfgang Kosche startet, hat nach wenig mehr als zehn Metern seinen ersten Wackler, leitet die anschließende Kehrtkurve ein und das Modell, sein Charly 14, behält diese Kurve bei bis zum Boden.
Aus der Traum! Mit ganzen 310 Punkten und einem total zerstörten Modell kehrt er zum Hangar zurück. Josef Wester hat zur Eröffnung einen sehr guten Flug. Gleichmäßig zieht sein Modell AW 40 durch die Figuren, gekonnt flüssig wird es gesteuert. 6595 Punkte kann er erringen. Günter Hoppe erfliegt sich im ersten Durchgang 4515 Punkte.
Sein Modell Sultan III ist bildhübsch, elegant und hervorragend lackiert. Marrot aus Frankreich fliegt den ersten Durchgang ziemlich unruhig. Seine nervösen Finger bewegen die Steuerknüppel ziemlich kräftig. Das führt zu harten Ruderausschlägen und zu einer entsprechenden Reaktion des sehr eigenwillig gebauten Modelles.
Die Landung ist ziemlich hart, aber im Kreis. Der Österreicher Ferdinand Schaden fliegt sehr ruhig, setzt seine Figuren perfekt hintereinander, erringt 4825 Punkte. Pech hatten im ersten Durchgang die beiden Luxemburger Paul Behm und Norbert Bertemes, die beide ihre Motoren nicht zum Durchlaufen brachten und daher einen Fehlstart hatten.
Nicht besser erging es Fred Buick aus Irland. Als die Ergebnisse des ersten Durchganges bekannt wurden, konnte sich Wester eigentlich einen recht guten Platz ausrechnen, denn nach Giezendanner auf dem 1. und Kraft auf dem 2. Platz folgte Wester auf dem 3., dicht gefolgt von Pagni (Italien) und dem jungen Hanno Prettner aus Österreich.
Erstaunlich gut lag der Japaner Sugawara mit 6085 Punkten auf dem 6. Platz, während Hitchcox aus Kanada und Jim Whitley aus USA den 7. und 8. Platz belegten.
Wolfgang Matt aus Liechtenstein konnte beim ersten Durchgang trotz einwandfreiem Flug nur 5745 Punkte erzielen, was ihm lediglich den 9. Platz eintrug. Das war einigermaßen enttäuschend, denn Matt hatte immerhin in den vergangenen Monaten und Jahren gezeigt, daß er unbedingt zur Spitzenklasse zählt.
Hier muß allerdings berücksichtigt werden, daß bei dem ersten Durchgang an Platz 1 bei einigermaßen vergleichbaren Leistungen durchschnittlich runde 1000 Punkte mehr gegeben wurden, als an Platz 2, wo Matt, Chidgey und Whitley flogen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß von den 20 Erstplatzierten nach dem 1. Durchgang nicht weniger als 15 ihre Punkte auf Platz 1 erflogen.
Dies als Vorsichtsmaßnahme, falls es nicht zu einem 4. Durchgang kommen sollte und mit 3 Durchgängen der Wettbewerb hätte beendet werden müssen.
Das ist weiter nicht schlimm, da ja beim 2. Durchgang die Plätze gewechselt wurden und daher die, die zuvor besser abschnitten, zu den Punktrichtern kamen, welche durchschnittlich weniger Punkte verteilten. Ein Ausgleich, der dann nach dem 2. Durchgang dadurch korrigiert wurde, daß die Punktrichter entsprechend ihren Wertungen gemischt wurden.
Aber zum Glück war mit dem ersten Durchgang lediglich der Auftakt gemacht und bis zum Ende des Wettbewerbes stand daher noch alles offen. Wie schnell sich das Glück wenden kann, sah man beim 2. Durchgang, der die ganzen Positionen kräftig durcheinandermischte.
Weit abgeschlagen lagen nach der ersten Runde unsere beiden anderen deutschen Teilnehmer, Günter Hoppe auf dem 31. und Wolfgang Kosche auf dem 55. Platz.
Am Freitagvormittag herrschte nebliges Wetter. Die Sicht war völlig ungenügend und der Wettbewerb konnte daher nur sehr spät beginnen. Bis 11 Uhr wurde durch Probeflüge ermittelt, ob die Sicht den Anforderungen genügt. Nach 11 Uhr konnte dann der Wettbewerb fortgesetzt werden. Bruno Giezendanner hatte Pech und verpaßte eine Figur.
Damit waren seine Chancen gesunken, denn mit 5295 Punkten in der 2. Runde fiel er auf den 3. Platz zurück. Giezendanners langsames und großräumiges Fliegen begeisterte nicht nur die Amerikaner.
Zu dem Flugstil ist zu bemerken, daß die Europäer eigentlich durchschnittlich etwas kleiner geworden sind mit ihren Figuren, während die Amerikaner, die bisher ja immer sehr klein und auf engstem Raum geflogen haben, ihre Figuren in diesem Jahr um einiges vergrößerten.
Mit einem flüssig geflogenen 2. Durchgang errang sich Wolfgang Matt aus Liechtenstein den 1. Platz, dicht gefolgt, mit einem Abstand von nur 250 Punkten, von Phil Kraft, USA. Kraft konnte also seinen 2. Platz behaupten, was sehr für seine konstante Leistung spricht.
Giezendanner war auf den 3. Platz abgerutscht und ihm folgte auf den Fersen Jim Whitley aus den USA, der mit einem souverän geflogenen 2. Durchgang 6404 Punkte erreichen konnte. Hanno Prettner aus Österreich, der mit seinem großräumig angelegten Flugprogramm und durch seine sehr konstanten Leistungen noch einiges erwarten läßt, folgte auf dem 5. Platz.
Die Amerikaner hatten hei dem 2. Durchgang ihre große Zelt. Ron Chidgey aus Florida errang 6400 Punkte und schob sich dadurch bis auf den 6. Platz vor. Es hatte den Anschein, als ob das Rennen für die Amerikaner gelaufen wäre.
Phil Kraft auf dem 2. Platz, Whitley auf dem 4. und Chidgey auf dem 6. Platz, das war eigentlich genau das, was man sich im Stillen drüben erhofft hatte.
Sieg der Amerikaner auf der ganzen Linie. Wenn man die amerikanischen Modellflieger betrachtete, so kann man sagen, daß ihre Gesichter volle Zuversicht ausstrahlten.
Wester lag nach dem 2. Durchgang an 8. Stelle, er war ziemlich abgefallen, nachdem er in diesem Durchgang einige starke Störungen hatte und damit natürlich außerordentlich unsicher wurde. Daß er dennoch 4990 Punkte erreichte, spricht für seine präzise Flugvorführung und für die exakte Platzierung seiner Figuren.
Hoppe folgte nach dem 2. Durchgang an 24. Stelle. Er hatte die Leistung des ersten Durchganges um ganze 1000 Punkte aufgebessert, war zuversichtlicher und exakter geflogen und hatte sich dadurch einen guten Platz im Mittelfeld erobert.
Kosche kam mit seinem Ersatzmodell gut zurecht, hatte einen hervorragend geflogenen 2. Durchgang, d. h. bis fast zur Vollendung des 2. Durchganges klappte alles bestens, dann aber hatte ihn seine Pechsträhne wieder eingeholt und beim Trudeln ging ihm der Motor aus.
Er konnte zwar sein Modell einigermaßen wieder hereinlanden, aber er streifte bei der Landung einen der Begrenzungspfähle und beschädigte die Tragfläche. Damit schien sein Schicksal besiegelt. Glücklicherweise erwiesen sich aber die Beschädigungen der Tragfläche als nur sehr gering, so daß er mit dem Modell die nächsten Durchgänge weiterfliegen konnte.
Trotz diesem Glück im Unglück reichte es ihm, als nach dem 2. Durchgang zusammengezählt wurde, nur auf den 49. Platz. Ein fehlender Durchgang ist eben nur sehr schwer aufzuholen.
Die Bandüberwachung auf Störungen von außen erfolgte während des Wettbewerbes mit 4 Monitoren, hoch entwickelten Wobbel-Oszillographen von Hewlett-Packard, die automatisch das gesamte Fernsteuerband überstreichen und sowohl die Frequenzkurve der FS-Sender als auch jedes kräftige Störsignal auf dem Bildschirm aufzeichnen.
Da jeweils 2 Modelle während des Wettbewerbes in der Luft, also 2 Sender in Betrieb waren, waren auch 2 Kegel auf dem Bildschirm vorhanden. Da zeigte sich sofort und unverkennbar, wessen Sender sauber und ohne Nebenwellen strahlte und wessen Sender ein breites Frequenzspektrum mit Seitenbändern hatte.
Zudem wurden Digitalzähler zur Überprüfung der Frequenzen eingesetzt und die Frequenz der Fernsteuersender kontinuierlich überprüft.
Der Stückpreis eines dieser Wobbel-Oszillographen beträgt ca. 40 000,— DM. Mit diesen Monitoren konnte sofort jede stärkere Störung auf dem Fernsteuerband entdeckt werden. Sie war als Strich auf dem Bildschirm zu erkennen.
Fraglich bleibt allerdings, ob auf dem Oszillographen, dessen Antenne sich ja etwas seitlich neben dem Flugfeld befand und zudem an dem leichten Hang etwas tiefer stand als das Flugfeld, tatsächlich jede Störung zu erkennen ist, die das Modell hoch oben in der Luft beeinflußt.
Hier gibt es natürlich zwei völlig gegensätzliche Ansichten. Die Modellflieger, denen Modelle gestört wurden, ohne daß gleichzeitig eine Störung auf dem Oszillographen bemerkt wurde, sagen nein, es ist nicht möglich, damit in der Praxis exakt zu überprüfen.
Die Leute, die für den Einsatz des Oszillographen verantwortlich waren, sagten, selbstverständlich sind alle diese Störungen erkennbar. Um dies endgültig zu klären, wären langwierige Versuchsreihen erforderlich.
Die Organisation des eigentlichen Wettbewerbes klappte ausgezeichnet, viel besser jedenfalls, als die Dinge am Rande des Geschehens. Vor allem mit der Verpflegung am Mittag klappte es an den ersten Tagen noch nicht so recht.
Da gab es nur eine kleine Würstchenbude, und die aktiven Teilnehmer sowie alle Zuschauer, die etwas zu essen haben wollten, sammelten sich in langer Schlange vor der Hütte, um zu ihrem Mittagessen zu kommen. „Heiße Hunde“ mit Brötchen und irgendeine Limonade dazu, das war alles, was man bekommen konnte.
Von Mittwoch bis Sonntag, jeden Tag immer wieder dasselbe. Wartezeiten von 30-40 Minuten waren durchaus an der Tagesordnung, und dies alles bei glühender Sonne und müden, abgestandenen Beinen.
2 Durchgänge konnten bis Freitagnachmittag vollendet werden. Noch war Zeit, um den 3. Durchgang zu beginnen und ungefähr 10 Bewerber auf jedem der beiden Startplätze durchzuschleusen.
Nun ging es am Abend im Hotel ans große Schätzen und Rechnen, wer wohl nach Runde 3 Sieger sein würde, denn die einen hatten ja ihren 3. Durchgang und die entsprechende Punktzahl schon bekommen, während die anderen noch auf den 3. Durchgang warteten und diesen erst am Samstag ausführten.
Mit einer kleinen Party und Filmvorführungen wurde die Zeit des Abends verkürzt und dann konnte es am Samstagvormittag weitergehen. Mit einem meisterhaft geflogenen 3. Durchgang erzielt Hanno Prettner die bei diesem Durchgang erzielte höchste Punktzahl von 6515 Punkten.
Dies reicht ihm, um bei der eng beieinanderliegenden Spitzengruppe auf den 4. Platz vorzurücken. Mit einem ausgezeichnet geflogenen Durchgang verteidigt Wolfgang Matt seinen 1. Platz, obwohl Bruno Giezendanner bei seinem 3. Durchgang 100 Punkte mehr erreichte, was ihm aber nur dazu reichte, von Platz 3 auf Platz 2 vorzurücken.
Trotz ebenfalls sehr gekonntem Flug reichte es Phil Kraft mit 6230 erflogenen Punkten nur auf den 3. Platz. Bei Phil fällt vor allem das Flüssige in seinem Flugstil ins Auge. Während die Europäer Loopings und ähnliche Figuren abwärts sehr stark gedrosselt fliegen, so daß sich allein schon vom Ohr her auffallende Unterschiede ergeben, fliegt Kraft all diese Figuren mit nur wenig zurückgenommenem Gas, so daß man weder in der Geschwindigkeit, noch vom Ton her einen wesentlichen Unterschied zwischen aufsteigendem und abfallendem Modell feststellen kann.
Seine Vorführungen wirkten daher außerordentlich flüssig und präzise. So langsam schält sich nach dem 3. Durchgang die Spitzengruppe heraus. An 5. Stelle liegt Jim Whitley, und Josef Wester kann sich mit einem sauber geflogenen Durchgang auf den 6.Platz vorarbeiten.
Er fliegt den 3. Durchgang sehr gekonnt. Die Figuren sind exakt platziert. Der Flug verläuft einwandfrei und störungsfrei. Wester hat seine Leistung beachtlich gesteigert. Er fliegt nach Überwindung der „Störungsangst“ gelöst und nicht mehr verkrampft.
Nun hat er wieder Zutrauen gefaßt und will beim 4. Durchgang von Beginn an auf Sieg fliegen, ohne Hemmungen. Das muß einfach hinhauen!
Ron Chidgey ist nach dem 3. Durchgang auf Platz 7 zurückgefallen, dicht gefolgt von Sugawara aus Japan, der durch einen schwachen 2. Durchgang auf Platz 10 zurückgefallen war, sich beim 3. Durchgang jedoch auf Platz 8 verbessern kann.
Auf den 9. Platz hat sich nach dem 3. Durchgang Hardaker aus England vorgeschoben, und ihm folgt auf dem 10. Platz Ferdinand Schaden aus Österreich. Durch eine beachtliche Leistungsverbesserung hat er sich von Platz 24 nach der ersten Runde auf diesen Platz vor geschafft.
Michael Birch aus England folgt ihm auf Platz 11, und dahinter kommt Bertolani aus Italien auf Platz 12. Bertolani fliegt sein Modell Kosmo 2. Die italienische Mannschaft erschien im Flughafen von Paris mit 3 Modellkisten, die einheitlich in den Landesfarben bemalt waren.
Sie wurde mit Militärmaschinen nach Paris geflogen, wie schon mehrmals zuvor bei internationalen Begegnungen. Hübsch machten sich bei Frau Bertolani die grün-weiß-roten Schleifchen im Haar, und sogar der Behälter des Startakkus war in den Nationalfarben gestrichen.
Durch seine gleichmäßige Leistung kann sich Günter Hoppe auf den 19. Platz vorarbeiten und Wolfgang Kosche, der inzwischen anscheinend seine Pechsträhne überwunden hat, arbeitet sich auf Platz 45 vor. Platz 13 belegt Shimo aus Japan und Platz 14 Pierre Marrot aus Frankreich.
Ihm folgen Emil Giezendanner aus der Schweiz und Graziano Pagni aus Italien auf dem 14. und 15. Platz. Soweit der Stand nach der 3. Runde.
Nach dem 3. Durchgang zeichnet sich auf allen Gesichtern der Teilnehmer eine kräftige Erschöpfung ab. Daran kann man erkennen, wie sehr jeder einzelne der Wettbewerbsteilnehmer seinen vollen Einsatz hergibt und welch starke Belastung der Wettbewerb für alle darstellt.
Da es die Zeit erlaubt, wird noch eine 4. Runde geflogen, und für das Endergebnis werden dann die drei besten Ergebnisse zusammengezählt und gewertet. Der schlechteste Durchgang eines jeden Wettbewerbsteilnehmers bleibt jeweils unberücksichtigt.
Nun geht es also am Samstagmittag auf zum großen Endspurt. Jetzt muß sich zeigen, wer aus diesem Wettbewerb als Sieger hervorgehen wird.
Mit einem einwandfrei geflogenen Programm erringt Bruno Giezendanner 6785 Punkte und führt damit das Feld an. Die Startnummer 13 scheint ihm Glück zu bringen.
Hanno Prettner mit Startnummer 10 kann mit seinem großräumigen Flugstil und den exakt platzierten Figuren und mit immerhin 6225 Punkten seinen wohlverdienten 4. Platz verteidigen. Matt bekommt für seinen Flug 7040 Punkte und damit die höchste Punktzahl des 4. Durchganges.
Das reicht ihm, um den 2. Platz zu erringen. Bei Matt ist ganz besonders zu bewundern, daß er über die ganze Zeit des Wettbewerbes hinweg kein bisschen nervös ist. Von Beginn an bleibt er, übrigens genau wie auch Hanno Prettner, gelassen, ausgeglichen und heiter.
Auch Westers 4. Durchgang ist sehr flüssig geflogen. Die Figuren sind exakt platziert, das Programm rollt ab wie am Schnürchen. Wester erringt sich damit mit nur 5 Punkten Abstand zu Prettner einen verdienten 5. Platz. Phil Kraft fliegt sehr flüssig und gekonnt, so richtig routiniert.
Aber im 4. Durchgang sitzen seine Figuren alle etwas seitlich links von den Punktrichtern. Er bekommt 6380 Punkte und damit ist ihm der 3. Platz in der Gesamtwertung sicher.
Auf Platz 6 und 7 folgen die beiden Amerikaner Whitley und Chidgey. Damit ist den Amerikanern der Sieg in der Mannschaftswertung sicher. Der Österreicher Schaden kann sich in der Gesamtwertung auf den 8. Platz verbessern, während Sugawara aus Japan sich mit dem 9. Platz „begnügen“ muß und Hardaker (England) um einen Platz, auf Platz 10, zurückrutscht.
Recht beachtlich, daß mit Shimo auf dem 11. Platz sich zwei der Japaner in der Spitzengruppe platzieren können. Günter Hoppe verteidigt auch beim 4. Durchgang seinen 19. Platz und Wolfgang Kosche kann sich beachtlich verbessern, er rückt bis auf Platz 23 vor.
Damit ist Deutschland wenigstens der 3. Platz in der Mannschaftswertung gesichert, nach der Schweiz, die an zweiter Stelle liegt. Am Samstagabend findet der RC-1 Wettbewerb seinen Abschluss.
Die Modellbauausstellung im Zelt auf dem Gelände des Flugplatzes gibt einen kleinen und nicht sehr umfassenden Überblick über das Lieferprogramm der amerikanischen Modellbauindustrie. Obwohl bei weitem nicht alle Hersteller vertreten sind, gibt es doch einige sehr interessante Neuheiten zu sehen. Besonders ins Auge stechen die 2-, 4- und 6-Zylinder-Boxermotoren von Ross.
Mechanische Präzisionswunderwerke in hervorragender Ausfertigung. Die Kosten für den 6-Zylindermotor betragen ca $ 500,—. An einem der folgenden Tage habe ich Gelegenheit, einen dieser 4-Zylinder – Boxermotoren in Betrieb zu sehen, bei Start und Flug des Doppeldeckers Big John, als wir mit unseren neugewonnenen amerikanischen Freunden fliegen gehen.
Kavan zeigte den Prototyp seines neuen Motors in völlig unkonventioneller Form, mit vorne liegendem Flachdrehschieber, sauber gearbeitet, aber als Handmuster noch ziemlich schwer. Am Stand von SIG konnte der Tiefdecker Ryan STA Spezial, ein phantastisch sauber gearbeiteter, vorbildgetreuer Nachbau von Maxey Hester, bewundert werden.
Sehr viel Beachtung fand am Sonntag das Pylonrennen, das allerdings auch eine ganze Menge sorgenvoller Blicke zu den Modellen brachte. Die Flugvorführung war z. T. recht gefährlich, es gab eine ganze Reihe von Abstürzen. Pylonrennen ist eine Materialschlacht, aufregend und mitreißend, aber gefährlich hier auf der WM.
Eine weitere Attraktion am Rande des Wettbewerbes war ein Elektroflugmodell, das von Fred Militky und Wolfgang Schwarze vorgeführt wurde. Man stelle sich nur den Kontrast vor: Während tagelang die Motoren heulten, stieg bei der Vorführung das Modell lautlos in den Himmel, wurde einwandfrei gesteuert und zeigte eine beachtliche Steigleistung. Das Modell, das in groben Zügen dem Graupnermodell „Dandy“ gleicht, ist mit 2 MICRO Elektromotoren ausgerüstet, die mit Klappluftschrauben arbeiten.
Ausgerüstet ist das Modell mit einer Varioprop Fernsteueranlage, bei der zur Gewichtsersparnis Gehäuse und Stecker entfernt wurden. Seitenruder, Höhenruder sowie die Funktion Ein/Aus wurden gesteuert. Wir werden über dieses Modell und die Einzelheiten noch näher berichten.
Beim Schaufliegen am Sonntagnachmittag jagte ein Pilot mit dem Fokker Dreidecker die fliegende Hundehütte mit Snoopie. Beide Modelle zeigten gekonntes Fliegen und brachten die Zuschauer zum Jubeln.
Einen Sturm der Begeisterung riefen die Flugvorführungen des Hubschraubers von Dieter Schlüter hervor. Da kamen die Amerikaner ganz aus dem Häuschen, und in den nächsten Tagen konnte man immer wieder hören: So ein Ding, das muß ich mir unbedingt auch zulegen. Franz Kavan, der den Vertrieb des Hubschraubers übernommen hat, wird seine Freude daran haben.
Im Nachprogramm waren viele der Teilnehmer am Charterflug bei amerikanischen Familien eingeladen. Don Mc Govern von „Flying Models“ machte sich sehr viel Mühe mit der Organisation dieser Treffen. Einhellig war dieser Teil für alle das größte Erlebnis der Reise.
Die Gastfreundschaft der Amerikaner war überwältigend. Die Gäste aus der alten Welt wurden mit offenen Armen aufgenommen, von Familie zu Familie herumgereicht, großzügig bewirtet.
Die zwanglosen abendlichen Parties waren Treffpunkte für die Modellflieger der ganzen Gegend, die hier Erfahrungen austauschen und oft auch Erinnerungen auffrischen konnten. Allgemein wurde bedauert, daß keine Mannschaften aus den Ostblockstaaten an dem Wettbewerb teilnehmen konnten. Vermutlich waren finanzielle Gründe für ihr Fernbleiben verantwortlich.
Rückblickend kann gesagt werden, daß die Veranstaltung der Weltmeisterschaft in Amerika, einschließlich Charterflug „Operation Friendlift“ und dem damit zusammenhängenden Programm, ein beachtlicher Erfolg für die amerikanische Modellfliegervereinigung AMA (40 000 Mitglieder) geworden ist.
Author: Erich Rabe
Images: Erich Rabe, Ron van Putte