Den Bericht dieser Weltmeisterschaft hatten wir ja schon vor einiger Zeit veröffentlicht. In der Zwischenzeit haben wir noch viele weitere Fotos erhalten. Wir haben auch, dank der neusten KI Technik unsere alten, bestehenden Fotos verbessert. Herausgekommen sind phantastische Fotos die wir Euch nicht vorenthalten wollen.
Der Artikel wurde damals vom sehr bekannten deutschen RC-Modellflugspezialist Erich Rabe verfasst.
Strahlende Sonne am klarblauen Himmel empfängt die Wettbewerbsteilnehmer und die vielen Schlachtenbummler, die mit ihnen gekommen sind, am 11. September in Gorizia im Nordosten Italiens.
Hier sollen nun in den nächsten Tagen die Flüge durchgeführt werden, die zur Ermittlung des neuen Weltmeisters führen.
Gespannte Erwartung bei allen Teilnehmern und Zuschauern. Wer wird es diesmal machen?
Als Favoriten gehen die wettbewerbserfahrenen Flieger Giezendanner, Matt und Prettner ins Rennen. Aber auch den Amerikanern, vor allem den neuen Gesichtern unter ihnen, traut man einiges zu, und so ist noch alles offen.
Bei vielen der Teilnehmer an den Wettbewerben handelt es sich um bekannte Gesichter, die schon bei den vergangenen Weltmeisterschaften dabei waren.
So gibt es ein freudiges Wiedersehen mit vielen alten Bekannten. Aus 28 Staaten sind die Teilnehmer gekommen. Viele sind zum erstenmal dabei, so die Wettbewerber aus Spanien, Portugal, Israel, Griechenland und Jugoslawien.
Auch aus den Staaten des Ostblocks sind diesmal Teilnehmer dabei, aus Bulgarien, Rumänien, Ungarn und aus der Tschechoslowakei.
Die Wertungsflüge finden an zwei Stellen gleichzeitig statt, auf großen, runden, asphaltierten Landeplätzen, ungefähr 1000 Meter voneinander entfernt und, bezogen auf die Anlage des Flugplatzes, seitlich etwas gegeneinander versetzt.
Für die Modellflieger ist es von Vorteil, dass die Start- und Landestrecke kreisförmig angelegt ist, so können sie sich den wechselnden Windbedingungen jeweils etwas anpassen.
Weniger günstig gelöst ist die Sache mit den Zuschauern. Für Platz 1 sitzen die Zuschauer auf einer Tribüne, die nahezu 500 m vom Start- und Landeplatz entfernt und bei der vorherrschenden Windrichtung genau in der Verlängerung der Flugbahn liegt.
Die Tribüne ist weit genug weg vom Geschehen und in sicherer Entfernung, aber die Zuschauer können von diesem Standpunkt aus die Flugfiguren überhaupt nicht sehen. Kein Wunder, dass dies zu Unzuträglichkeiten mit dem Aufsichtspersonal führt
Die Zuschauer drängen aufs Flugfeld, um auch dabei zu sein, und da an dieser Stelle keinerlei Absperrungen vorgesehen sind, haben die Ordner ständig alle Hände voll zu tun, um die Zuschauer hinter den Modellen zurückzuhalten.
An Platz 2 liegt die Zuschauertribüne nördlich des Landekreises, so dass die Wettbewerber, wollen sie nicht hinter dem Rücken der Punktrichter und über den Zuschauern fliegen, ständig die Sonne im Gesicht haben.
Am Mittwochmorgen treten die Modellflieger mit strahlenden Gesichtern und in gelöster Haltung zum Training an.
Was hat sich getan außerhalb der heimischen Sphäre? Wie ist der Flugstil dieser neuen Leute? Muss man mit ihnen als harten Konkurrenten rechnen oder wird auch an anderen Stellen nur mit Wasser gekocht?
Die großen Unbekannten für die Modellflieger aus dem alten Europa sind die Teilnehmer aus den USA, von denen man absolute Spitzenleistungen erwartet und die für jede Überraschung gut sind.
Eine weitere Unbekannte sind die Japaner aus dem Fernen Osten, die mit ihren bildhübschen Modellen antreten, und von denen man nur sehr wenig weiss. (3)
Sie sind wohl immer für eine Überraschung gut. Man räumte ihnen einen guten Platz in der Spitzengruppe ein, wenn man sie beim Training fliegen sah.
Früh morgens beginnt das offizielle Training. Es ist erstaunlich, was es hier zu sehen gibt. Eine breite Gruppe von Modellfliegern aus allen Ländern zeigt Flugvorführungen allererster Klasse.
Waren es bei den vergangenen Weltmeisterschaften nur einzelne Modell-flieger, die weit über den Durchschnitt herausragten, so zeigt sich diesmal, dass die Spitzengruppe sehr breit ist.
Die Punktrichter, die hier zu entscheiden haben, sind in keiner Weise zu beneiden. Da gibt es nur noch winzige Unterschiede in Flugleistung und Flugstil. Aber nicht zu vergessen, das sind Trainingsflüge.
Die Stimmung ist noch gelöst, und viele der Modellflieger zei-gen, dass sie ihr Modell aus dem Hand-gelenk beherrschen und fast traumhaft sicher durch die Figuren steuern.
Wie wird das aber sein, wenn dann morgen beim Wettbewerb die nervliche Belastung dazukommen wird?
Die Modelle
Die Modelle haben sich seit der letzten Weltmeisterschaft nur wenig verändert.
Man sieht ein gutes Dutzend Super-Star, einige Marabu, zwei oder drei Fire-Fli, die dem Modell von Phil Kraft nachgebaut sind, mehrere Flipper und auch sonst vorwiegend Modelle, die alle in die gleiche Kategorie passen: langer schmaler Rumpf mit hohen Rumpfseitenwänden, leicht trapezförmige Tragfläche und großes Seitenleitwerk.
Bei den Modellen hat sich also seit den letzten Weltmeisterschaften so gut wie gar nichts getan.
Die Form ist gegeben, die Größe ist gegeben, einziehbares Fahrwerk ist nahezu obligatorisch. Von den Modellen her also keinerlei neue Impulse.
Halt, das hätte ich fast vergessen: es gab etwas Neues, etwas ganz sensationell Neues sogar, und das ist das Modell von Bruno Giezendanner, dem zweimaligen Weltmeister.
Dieses Modell ist so neuartig, dass es sofort bei der Jury zu harten Auseinandersetzungen kam, ob es überhaupt für den Wettbewerb zugelassen werden könne.
Giezendanners „Salamandre“ hat nämlich Schwenkflügel mit veränderlicher Pfeilung. Durch eine ausgeklügelte Mechanik kann die Pfeilung des Flügels für die Rollfiguren stark vergrößert werden.
Die beiden Flügelhälften sind etwa im Schwerpunkt drehbar gelagert und können durch die Mechanik mehr oder weniger gepfeilt werden. Die Jury ist daran, das Modell abzulehnen.
Es gibt einen langwierigen Disput. Bei der Auseinandersetzung mit der Jury geht es darum, ob es sich hier um feste Tragflächen (Starrflügler) oder nicht mehr um feste Tragflächen handelt.
Hier sollte man doch einmal klar sagen: die Wettbewerbsregeln sollen den Rahmen abstecken, aber sie sollen nicht Fesseln anlegen oder die Entwicklung neuer Techniken behindern.
Ein RC-I-Modell ist auch mit veränderlicher Flügelgeometrie immer noch ein Starrflügler und noch lange kein Hubschrauber mit Drehflügeln.
Prettners Super-Sicroly hat einige kleine Änderungen durchgemacht. Es wurden zwei schmale Landeklappen eingebaut, die bis zu 45 Grad ausgefahren werden können.
Eine Veränderung der Trimmung ist dabei nicht erforderlich. Das ist natürlich sehr günstig. Grundsätzlich kann man sagen, dass die überwiegende Anzahl der Modelle eine ziemlich einheitliche Linie hat.
Selbst die bildschönen Modelle der Japaner unterscheiden sich in der Grundkonzeption nicht allzu sehr von der europäischen oder amerikanischen Linie — ganz wie man dazu sagen möchte.
Beachtliche Abweichungen von der allgemeinen Linie zeigen neben dem Modell von Giezendanner mit der veränderlichen Pfeilform das Modell von Elizondo, die Mexi-Cobra mit ihren fast elliptischen Flächen und den eleganten Linien.
Sehr eigenwillig auch die Form des Banshee von Jim Martin, mit seinem steil aufragenden dreieckförmigen Seitenleitwerk, dem schmalen Kabinenaufbau auf dem Rumpfrücken und dem fischartigen Aussehen.
Daneben sieht man wieder die skandinavische Linie mit dem außergewöhnlich hohen, fast halbrunden Rumpfrücken, wie das Modell des Norwegers Stephansen Maximum 11.
Sehr konservativ und flugzeugähnlich, besonders gut geeignet für langsames, großräumiges Fliegen, das Modell des Österreichers Ferdinand Schaden.
Noch zwei Modelle zeigen bemerkenswerte Abweichungen von der üblichen Norm: der Mephisto von Harald Neckar und der Capricorn von Mike Birch.
eBide Modelle wirken langgestreckt durch ihre überlange Rumpfnase, und beide Modelle haben ein außergewöhnlich stabiles Flugverhalten. Beide Modelle haben schlanke Linien mit gut ausgebildeten Übergängen.
Daneben wirken die hübschen Modelle der Holländer Tromp, Vliet und Bruls mit ihren kurzen Rümpfen geradezu gedrungen. Auch der Norweger Foien bringt ein Modell mit kurzem Rumpf an den Start, einen Mitteldecker, der die Fläche zusammen mit der Kabinenhaube von oben her eingesetzt bekommt.
Der Wettbewerb beginnt
Zur Begrüßung fliegen drei Cessnas niedrig über den Platz. Dann führt eine Zlin perfekten Kunstflug durch, fliegt alle die Figuren, die nachher auch die Modelle zeigen sollen.
Noch ist man beim Training, will sich vor allem mit den anderen Platz- und Wetterbedingungen vertraut machen und versucht, den Motor auf das heiße Klima einzuregeln. Harald Neckar fliegt gekonnt flüssig. Wenn er diesen Stil beim Wettbewerb durchhält, wird er bestimmt gute Chancen haben.
Kurt Matke hat etwas Pech. Ihm geht nach dem Trudeln der Motor aus, und er muss landen, ohne das Programm ganz durchgeflogen zu haben.
Aber auch dem Japaner Okumura wird der Motor sauer, und er muss seinen Flug abbrechen. Dabei geht es ihm immer noch besser als Menari aus Irland, dem beim Start das Bugfahrwerk einklappt, wobei die Latte beschädigt wird.
Er startet mit seinem bereitgehaltenen Ersatzmodell. Die Amerikaner trumpfen auf. Sie zeigen gekonnte Flüge, lässig und mit Begeisterung bei der Sache. Mit denen wird man rechnen müssen.
Am frühen Donnerstagmorgen beginnt der erste Durchgang. Es ist kühl trotz strahlender Sonne, und ein mäßiger Wind bläst aus Osten.
Jetzt beginnt der große Wettstreit mit der ganzen Anspannung und Konzentration, die ein solcher Wettbewerb stets mit sich bringt.
Vorbei ist es mit der gelockerten Atmosphäre, vorbei ist auch die unbefangene Haltung der Wettbewerbsteilnehmer. Sie sind angespannt und nervös.
78 Teilnehmer aus 28 Staaten stellen sich der Jury. Sie wollen ihr Bestes geben und zeigen, dass sie durch hartes, eisernes Training ihre Modelle noch besser zu beherrschen gelernt haben.
Die Reihe der Punktrichter ist inter-national besetzt. Hier wird keiner benachteiligt, keiner bevorzugt. Maynard Hill (USA), A. L. Aarts (Holland), Heinz Freundt (Österreich), Loris Kanneworff (Italien), Werner Groth (Deutschland), J. L. Hartley (England), Artur Hofer (Schweiz), Pierre Pignot (Frankreich), Acke Johannson (Schweden) und Juhani Sederholm (Finnland) haben die gewiss nicht einfache Aufgabe übernommen, mehr als 300 Flüge zu werten.
Geflogen wird das internationale FAI-Programm: Start, Figur M, doppelter Immelmann, Außenlooping, Kuben-Acht, langsame Rolle, Innenlooping, 4-Zeiten-Rolle, Rückenflug, drei schnelle Rollen, liegende Acht, hoher Hut, Trudeln, Landeanflug, Landung.
Es werden vier Durchgänge geflogen, und jeder Durchgang wird von fünf Punktrichtern bewertet.
So ergibt sich nach Ablauf des Wettbewerbs zweifellos ein korrektes Bild von den Leistungen der Teilnehmer. Das Ergebnis dieser vier Durchgänge entscheidet jedoch nur über die Mannschaftswertung, die Platzierung ab Platz 6 und die Auswahl für den anschließenden Wettbewerb, bei dem die fünf besten Teilnehmer nochmals zwei Durchgänge fliegen müssen.
Diese beiden Durchgänge werden dann von allen zehn Punktrichtern gewertet, und die Wertung sämtlicher Punktrichter wird zusammengezählt und gilt ohne Abstriche. Hier wird dann über den Weltmeistertitel und über die fünf ersten Plätze entschieden.
Der Verlauf des Wettbewerbes hat gezeigt, dass dieses Verfahren für Teil-nehmer, Punktrichter und Zuschauer zu viel ist.
Vier Durchgänge sind genug, was darüber hinausgeht, ist von übel. Die Nervenanstrengung bei den Teilnehmern und ihren Mechanikern war beim abschließenden Stechen dermaßen groß, dass keine echte Wertung mehr möglich war.
Die Augenlider flatterten, Gesichtsmuskeln zuckten, Hände zitterten. Ein mörderischer Wettbewerb, der allzu sehr an den Nerven der Teilnehmer zerrt. Die Leistungen aller fünf erstplatzierten Modellflieger waren beim Stechen niedriger als beim Hauptwettbewerb. Das war kein Gewinn für die Veranstaltung. Ausscheidung bis zur Zermürbung — das kann nicht der Sinn eines solchen Wettbewerbes sein.
1. Durchgang
So kann denn der Wettbewerb beginnen und gleich der erste Durchgang sorgt für beträchtliche Überraschungen. Hanno Prettner ist gut in Form, der Flug ausgezeichnet. Die Figuren kommen exakt. Prettner steuert sein Modell gekonnt durch das ganze Pro-gramm.
Über 4000 Punkte bringt ihm dieser prächtige Flug, und er holt sich damit einen schönen Vorsprung vor den beiden Verfolgern, dem Kanadier Soden und dem Japaner Yoshioka, die sich beide mit einem flüssig geflogenen Durchgang und gut platzierten Figuren gemeinsam auf den zweiten Platz setzen können. Beide, Soden und Yoshioka, sind neu im internationalen Wettbewerb.
In Europa nie zuvor gehört und dann gleich zwei vordere Plätze. Für die eigentliche Überraschung des Tages aber sorgt Bruno Giezendanner mit seinem außergewöhnlichen Modell. Dieses liegt sehr unruhig in der Luft und ist nur mit Mühe auf dem exakten Kurs zu halten.
Die Figuren sitzen daher nicht so exakt wie gewohnt und vor allem bei den Rollfiguren, bei denen die Tragflügel nach hinten verstellt und damit die Pfeilung vergrößert wird, ist ein völlig unstabiles Verhalten des Modells zu beobachten.
Giezendanner fliegt nur zwei schnelle Rollen, dann hat das Modell soweit vom Kurs abgedreht, dass er es abfangen und die Figur beenden muss. Nun weiß man ja, dass Giezendanner fliegen kann, und so ist es schade, dass er durch die Tücke seines Flugmodells um alle Chancen gebracht wird.
Mit dem 24. Platz muss er sich nach dem ersten Durchgang zufrieden geben. Sein Bruder Emil hat Pech mit dem Fahrwerk. Das Modell ist beim Start nicht auf geraden Kurs zu bekommen, dreht sich mehrmals auf der Stelle und beendet dann, der Pilot ist unsicher geworden, den Startvorgang im Gras neben der Piste. Dieser Durchgang bringt ihm keine Punkte ein.
Norm Page, dem man bei dem Wettbewerb gute Chancen einräumt, fliegt sehr flüssig, er hat einen großräumigen Stil, sein Modell ist außergewöhnlich schnell. Sauber kommt die langsame Rolle von einem Ende des Platzes bis zum anderen, aber bei der 4-Zeiten-Rolle kommt er etwas von der geraden Linie ab und muss korrigieren.
Dann ist Wolfgang Kosche an der Reihe. Während des Durchganges frischt der Wind scharf auf und Kosche hat etwas mit den veränderten Verhältnissen zu kämpfen. Trotzdem hat er einen recht guten Flug und erzielt 3155 Punkte.
Bei den zahlreichen guten Flügen auch der anderen Teilnehmer reicht ihm dies jedoch nur auf den 27. Platz, während Kurt Matke mit einem nahezu perfekten Flug und 3525 Punkten sich auf den 13. Platz setzen kann, dicht gefolgt von Harald Neckar, der den 17. Platz belegt.
Jim Whitley wird recht gut mit seinem Modell Daddy Rabbit und mit dem Wind fertig. Er fliegt flüssig, legt seine Figuren großräumig an, aber sein Trudeln ist nicht ganz perfekt, 3550 Punkte. Takahashi hat einen ausgezeichneten Flug.
Die Figuren sind sehr präzise, gut platziert und auch die 4-Zeiten-Rolle kommt ohne jeden Versatz. Sowohl die langsame Rolle als auch die drei schnellen Rollen kommen wie am Schnürchen. Ein prächtiger Flug.
Er bringt Takahashi auf Platz 6, dicht gefolgt von seinem Landsmann Okumura, der ebenfalls mit einem gekonnten Flug 3650 Punkte erringen kann. Wolf-gang Matt, die Italiener Bertolani, Pasqualini und Pagni zeigen recht gute Flüge. Pagni’s Motor will beim Start nicht kommen.
Große Aufregung. Schnell einen Elektroanlasser geholt und dann reicht es gerade noch zum Start in der vorgesehenen Zeit. Auch Pasqualini fliegt flüssig und gekonnt. Bei der 4-Zeiten-Rolle ist deutlich der Einsatz des Seitenruders zu sehen, beim Trudeln kommt die erste Umdrehung nur mit starker Verzögerung.
Mike Birch aus England überrascht mit einem ausgezeichnet geflogenen ersten Durchgang. Sein Modell liegt so ruhig wie ein Brett und wird präzise durch die Flugfiguren gesteuert.
Als am späten Nachmittag die Ergebnisse bekannt werden, malt sich Erstaunen auf den Gesichtern der Umstehenden. Hanno Prettner führt die Runde an, dicht gefolgt von Philip Soden aus Kanada und dem Japaner Yoshioka.
Danach folgt als weitere Überraschung Ivan Kristensen als zweiter Kanadier und mit knapp 400 Punkten Rückstand zur Spitze Wolfgang Matt. Platz 6 und 7 nehmen die Japaner Takahashi und Okumura ein, und Mike Birch aus England liegt auf dem 8. Platz. Danach folgen Benito Bertolani (Italien) und Gustav Cappuyns (Belgien).
Mit einem Abstand von 500 Punkten zur Spitze folgen Jim Whitley und Jim Martin aus den USA auf Platz 11 und 12, unmittelbar gefolgt von Kurt Matke, Ruggero Pasqualini und Konrad Weixelbaumer.
Gerard Werion aus Belgien folgt auf Platz 16 und Harald Neckar auf Platz 17. In der Spitzengruppe sind also neben Matt und Prettner zwei Kanadier und drei Japaner zu finden. Das ist eine echte Überraschung. Aber es ist ja erst der Beginn des Wettbewerbes und bis Sonntag kann sich noch eine ganze Menge ändern.
2.Durchgang
Noch immer brennt die Sonne heiss vom Himmel, und eine mässige Brise weht aus wechselnden Richtungen. Der Wind dreht im Laufe des Tages von Ost über Süd bis auf West. Das war schon die ganzen vorhergehenden Tage zu beobachten, und das versprach konstant schönes Wetter.
Jean Mersch aus Luxemburg, der sich schon beim ersten Durchgang im Mittelfeld platzieren konnte, fliegt einen guten Durchgang, hat aber Pech bei der Landung. Das Bugrad knickt ein, und das Modell landet auf der Nase.
Mersch hatte schon beim Training Kummer mit dem Fahrwerk, glaubte aber den Fehler behoben zu haben. Takäcs aus Ungarn verpasst das Trudeln, das Modell geht einfach nicht rein. Können und Flugstil zeigen, dass die Leute aus dem Ostblock sehr wohl den Anschluss an die westlichen Länder gewonnen haben. Sie können sich hier sehen lassen.
Hardaker (England) platziert seine Figuren gut, fliegt einen recht gekonnten Durchgang, ebenso Cousson aus Frankreich. Nur dessen 4-Zeiten-Rolle ist nicht ganz gestreckt und das Trudeln wirkt beim Beenden etwas verwackelt.
Er hungert sein Modell zur Landung herein. Ferdinand Schaden fliegt seine Figuren sehr großräumig. Er arbeitet fleißig mit der Motordrossel. Das Modell ist langsam, die Figuren kommen flüssig, nur seine langsame Rolle fällt etwas durch.
Birch fliegt sehr präzise, sehr routiniert. Das Modell geht flüssig durch die Figuren. Ein prächtiger Flug, der ihm 3760 Punkte einbringt und ihm seinen 8. Platz in der Wertung erhält. Ihm geht es dabei besser als Takahashi und Bertolani, die beide um einige Plätze zurückrutschen.
Jetzt ist Jim Martin an der Reihe. Lässig steht er da und fliegt einen prächtigen Durchgang. Trotz der Anstrengung des Wettbewerbes sieht man ihm an, dass ihm das Fliegen Spaß macht. Als Einlage bringt er einen Messerflug über die ganze Länge des Flugfeldes hinweg, kerzengerade und wackelt dabei noch mit dem Modell auf und ab.
Er fliegt sehr große Figuren, sehr rund. Das Modell hat einen enormen Kraft-überschuss. Martin fliegt gelöst. Die Figuren kommen präzise wie am Schnürchen. Man sieht, er beherrscht sein Modell fast im Schlaf. Aber auch Matt macht einen hervorragenden Flug.
Die Figuren sind exakt, absolut perfekt und gut platziert. Der Flug bringt über 4000 Punkte ein. Neckar hat zu seiner Hochform zurückgefunden. Der Flug ist ruhig und gekonnt, die Figuren sitzen präzise und gut platziert. Matke hat bei diesem Durchgang etwas Pech.
Der Motor läuft an, geht aber vor dem Start wieder aus. Aufregung, hinlaufen und Motor nochmals anwerfen, dann folgt ein perfekter Start. Aber nun lässt sich das Fahrwerk nicht ganz einfahren. Das ist natürlich eine Belastung für den Piloten. Matke scheint angespannt, er fliegt hastig.
Bei der langsamen Rolle dreht das Modell etwas heraus und fällt dabei leicht durch. Auch die 4-Zeiten-Rolle ist etwas verrissen. Aber trotz der Schwierigkeiten fliegt Matke den Durchgang zu Ende und erhält für den Flug 3785 Punkte. Das reicht, um ihn zwei Plätze, auf Platz 11, vorrücken zu lassen.
Mit Spannung erwartet man die Flüge der Japaner. Yoshioka startet, alles o.k. Bei der Figur M muss er das Modell etwas korrigieren. Die Figuren kommen schnell, sie sind ziemlich eng angelegt, aber präzise in der Ausführung und gut platziert.
Das Modell wirkt im Rückenflug etwas unruhig, auch die schnellen Rollen wirken fast aufgeregt. Vor der Landung stellt Yoshioka den Motor ab, und das Modell landet mit stehender Latte. Nächster ist Okumura. Die Figur M ist nicht ganz perfekt, es folgen schnelle, kleine Loopings, aber langgestreckte Rollen.
Ein zügiger, flotter Flug und eine gute Landung, ebenfalls mit abgestelltem Motor. Nun muss Prettner zeigen, was er kann. Ein perfekter Start, weit aus-geholt zur Figur M, bei der das Modell die Fläche leicht hängen lässt, danach folgt ein perfekter doppelter Immelmann, drei große Außenloopings, eine einwandfrei geflogene Kuban-Acht, dann holt das Modell weit aus zur langsamen Rolle, drei perfekte Innenloopings folgen und eine langgestreckte, prächtige 4-Zeiten-Rolle.
Auch Rückenflug und die drei schnellen Rollen sind einfach perfekt, ebenso die liegende Acht und der hohe Hut. Jetzt noch das Trudeln und der Landeanflug. Konstantes Fallen bis zum Auf-setzpunkt. Ein perfekter Flug, der ihm bestimmt viele Punkte einbringen wird. 4080 zeigt die Tafel am Abend, und das reicht, um den ersten Platz zu verteidigen.
Nach Beendigung des zweiten Durch-gangs hat sich die Szene etwas verändert. Wolfgang Matt hat sich mit seinem meisterhaften Flug auf den zweiten Platz vorgearbeitet. Er liegt dicht hinter Prettner, und an dritter Stelle folgt Philip Soden aus Kanada.
Danach folgen die beiden Japaner Yoshioka und Okumura auf Platz 4 und 5, während Takahashi auf Platz 12 zurückgefallen ist. Kristensen musste auf Platz 6 zurückweichen und wird dicht gefolgt von Jim Martin und Mike Birch.
Pasqualini hatte einen guten Durchgang und liegt jetzt auf Platz 9, während Cappuyns seine Stellung halten konnte. Die drei deutschen Teilnehmer haben sich jeweils um einige Plätze verbessert. Kurt Matke liegt auf Platz 11, dicht dahinter Harald Neckar auf Platz 13. Wolfgang Kosche konnte sich auf Platz 22 vorarbeiten.
Nach wie vor liegen die Japaner überraschend gut, ebenso die Teilnehmer aus Kanada, während die Amerikaner auseinandergerissen wurden und einiges tun müssen, wenn sie wieder in die vordere Spitzengruppe vorrücken wollen.
3. und 4. Durchgang
Jetzt kommt die Entscheidung. Wer wird die Mannschaftswertung gewinnen? Wer wird sich auf den ersten fünf Plätzen platzieren können und an der Endausscheidung teilnehmen? Kosche fliegt einen guten dritten Durchgang und steigert sich beim nächsten Flug noch ganz erheblich.
Diese Leistung bei allen vier Flügen, das hätte ihm einen wesentlich besseren Platz eingebracht. So muss er sich mit Platz 18 begnügen. Bruno Giezendanner fliegt seinen dritten Flug weit ruhiger als die bisherigen Flüge.
Man merkt, er hat sich inzwischen mehr mit Modell und Wetter vertraut gemacht und sich besser auf deren Eigenheiten eingestellt. Dennoch reicht es ihm bei der Endwertung nur auf Platz 28. Für den bisherigen Weltmeister ist das sicherlich nicht befriedigend.
Jim Martin hat einen ausgezeichneten dritten Durchgang, die Figuren liegen exakt platziert, flüssig, großräumig angelegt und einwandfrei. Dann, kurz vor der Landung, springt der Spinner ab, und die Luftschraube wird beschädigt. Pech für ihn, denn nun zählt der Flug nicht.
Zweifellos belastet ihn das bei dem nächsten Flug etwas, denn die Figuren scheinen etwas nervös und nicht mehr ganz so flüssig wie gewohnt. Die beiden Flüge von Wolfgang Matt sind einfach perfekt, absolute Spitze. Jede Figur sitzt exakt platziert, rund und flüssig geflogen.
Für die unliebsamen Einlagen sorgen Pratt aus Mexiko, dessen Modell beim dritten Durchgang unmittelbar nach dem Start abstürzt, und Konrad Weixelbaumer aus Österreich, bei dem im vierten Durchgang die Tragfläche in der Luft abmontiert. Pech für die Teilnehmer.
Markun aus Jugoslawien muss nach einem guten Flug sein Modell auf dem Bauch landen, da das Fahrwerk nicht mehr auszufahren ist. Er wählt zur Landung die Grasfläche aus, und so gehen ihm die Punkte für die Landung verloren.
Matke scheint nicht ganz in bester Form zu sein. Seine Figuren liegen bei beiden Durchgängen nicht ganz so exakt wie gewohnt. Macht es die Anspannung des Wettbewerbes oder kann er sich mit dem heißen Klima nicht anfreunden? Bei der Gesamtwertung liegt er auf Platz 22, hat sich also um einige Plätze verschlechtert.
Yoshioka hat einen mittelmäßigen dritten Durchgang und einen prächtigen vierten Flug. Der Flug ist einwandfrei, zweifellos Spitzenleistung, aber man fragt sich am Ende dennoch, ob die 4470 Punkte, die weitaus höchste Punktzahl, die bei diesem Wettbewerb vergeben wurde, berechtigt sind.
So überragend viel besser als die Flüge der Konkurrenten schien mir dieser vierte Flug dann doch wieder nicht gewesen zu sein.
Prettner fliegt ganz gleichmäßig, sowohl seinen dritten als auch seinen vierten Flug perfekt, die Figuren kommen weich und flüssig, und als Sondereinlage zeigt er einen Messerflug von einem Ende des Platzes bis zum anderen. Prettners Leistung ist ganz konstant.
Der Unterschied zwischen „schlechtestem“ und bestem der vier Flüge beträgt nur 140 Punkte. Für die große Überraschung sorgt bei diesen beiden Durchgängen Harald Neckar.
Er übertrifft sich selbst, steigert sich von Flug zu Flug durch gekonnte Platzierung und meisterhafte Flüge. Als am Abend zusammengezählt wird, liegt er in der Gesamtwertung an zweiter Stelle hinter Hanno Prettner, der unangefochten seinen ersten Platz über alle vier Durchgänge hinweg beibehält.
An dritter Stelle folgt Tsugutaka Yoshioka, der nach der dritten Runde auf Platz 12 zurückgefallen war und durch seinen hochbewerteten vierten Flug auf den dritten Platz vorrücken kann. Wolfgang Matt fällt dadurch auf den vierten Platz zurück und den fünften Platz kann Norm Page belegen.
Diese Fünf müssen dann am Sonntagvormit-tag noch einmal um die fünf vordersten Plätze kämpfen. Als am Abend die Ergebnisse feststehen, gibt es wohl nur wenige, die mit der Entscheidung der Jury unzufrieden sind. Das Ergebnis entspricht den Leistungen.
Mit dem Ablauf der vier Durchgänge ist die Mannschaftswertung entschieden. Die Japaner konnten diese für sich entscheiden. Die österreichische Mannschaft folgt auf Platz 2 und Deutsch-land erreicht den dritten Platz.
Entsprechend der Ausschreibung, wie sie auf der CIAM-Tagung empfohlen wurde, müssen am Sonntagvormittag die fünf Erstplatzierten nochmals um ihre Plätze kämpfen.
Diese Regelung war seinerzeit unter dem Eindruck der erheblichen Unterschiede in der Wertung der einzelnen Punktrichter in Doylestown vorgeschlagen worden und fand in Gorizia erstmals in der Praxis Anwendung.
Wenn Sie mich fragen: diese Regelung ist schlecht. Sie verlängert den Wettbewerb unnötigerweise, belastet den Terminplan, bringt dem Veranstalter und den Punktrichtern einiges an Mehrarbeit und Kopfzerbrechen, zerrt ganz erheblich an den Nerven der Teilnehmer und löst dabei keines der Probleme, die damit behoben werden sollten.
Ersparen Sie mir, die Entscheidungsflüge im Einzelnen zu kommentieren. Harald Neckar zieht Startnummer 1. Er legt zum Auftakt einen prächtigen Flug vor und kann sich damit gute Chancen auf einen der vordersten Plätze ausrechnen.
Zweifellos auch unter dem Eindruck dieses hervorragenden Fluges werden die anderen Teilnehmer nervös und zeigen keinesfalls mehr die Leistungen, wie sie bei ihren besten Flügen im Gesamtwettbewerb zu sehen waren.
Da werden Figuren total verpatzt, von dem Mechaniker falsch angesagt, und man sieht ganz einfach im Flugstil die Nervosität der Piloten.
Was hier gezeigt wird, ist nur noch gehobene Mittelklasse.
Der Wettbewerb hat seinen Höhepunkt überschritten und was jetzt folgt, ist eine zermürbende Nervenprobe.
Das Endergebnis der Entscheidung überrascht zweifellos genauso sehr wie zuvor manches der Zwischenergebnisse. Yoshioka gewinnt den ersten Platz und ist damit Weltmeister.
Japan kann zufrieden sein. Es stellt den Weltmeister und die erfolgreichste Mannschaft. An zweiter Stelle der Endwertung folgt Wolfgang Matt, Hanno Prettner kommt an dritter Stelle. Dann folgen Harald Neckar und Norm Page.
Der Wettbewerb ist entschieden Als das Stechen zu Ende war, eröffnete Werner Käseberg mit seinem Speedmodell den Wettbewerb um die Graupner Novelty-Trophy. Zahlreiche Hubschrauber, mehrere Riesenmodelle, Deltas und Elektroflug waren hier zu sehen.
Begleiterscheinungen
Der Wettbewerbsablauf klappte wie am Schnürchen.
Hier stimmte die Organisation, und der Zeitplan wurde strikt eingehalten, selbst auf die Gefahr hin, dass Teilnehmer und Mannschaftsführer nicht an dem vorgesehenen Programm teilhaben konnten, weil sie z. B. nicht gleichzeitig ihre Sender im Zelt abholen und zur selben Zeit an dem Empfang des Bürgermeisters teilnehmen oder ihr Frühstück für den nächsten Morgen bestellen konnten.
Bei kommenden Veranstaltungen dieser Art sollte auch das Publikum etwas mehr berücksichtigt werden. Der Ablauf des Wettbewerbes erfolgt dann ungestörter, und man kann sich bei richtiger Platzierung der Zuschauer und der Absperrungen die zahlreichen Ordner ersparen.
Images: Thank`s to Giuseppe Ghisleri, Guenter Hoppe, Graziano Pagni, Erich Däubler, Erich Gillik
Text: Erich Rabe