Mit großer Spannung wartet man immer wieder auf dieses große Ereignis der Fernlenkfliegerei. Bei diesem Wettbewerb zeigt sich, wie sich der Modellflug in den vorausgegangenen beiden Jahren weiterentwickelt hat und wie sich die besten Piloten auf das große Ereignis vorbereitet haben.
76 Modellflieger aus 26 Staaten bewerben sich um den Titel des Weltmeisters und um die beste Mannschaftswertung. Maximal drei Mann aus jedem Staat sind an dem Wettbewerb beteiligt, zusätzlich zugelassen ist der amtierende Weltmeister, der Außerhalb des normalen „Kontingents“ mitfliegt und dessen Ergebnis daher nicht bei der Mannschaftswertung mitgezählt wird.

it echt schweizerischer Gastlichkeit empfängt Bern die Teilnehmer am Wettbewerb und die vielen Begleiter und Schlachtenbummler, die mit diesen gekommen sind. Die interessante und lebhafte Stadt Bern, malerische Hauptstadt der Schweiz, bildet auch die Kulisse für die abendlichen Treffen.

Nicht wenige der Teilnehmer an dem Wettbewerb waren schon bei den vergangenen Weltmeisterschaften dabei, und so gibt es ein freudiges Wiedersehen mit vielen alten Bekannten. Aber es sind auch zahlreiche Wettbewerbsteilnehmer hier zum ersten Mal dabei, Modellflieger, die in unserem europäischen Raum nahezu unbekannt sind und von denen man noch nicht weiß, wie gut sie sind.

Überraschungen sind daher immer möglich, und so wartet man zuerst einmal mit Spannung auf die Trainingsflüge am Montagnachmittag, damit man sich ein Bild über den Leistungsstand der Teilnehmer machen kann. Über das Können der Wettbewerber aus dem mitteleuropäischen Raum weiß man recht gut Bescheid, wenn man aufmerksam die regionalen Wettbewerbe der vergangenen beiden Jahre verfolgt hat. Hier zählen zweifellos zu den Favoriten: Harald Neckar, Wolfgang Matt und Hanno Prettner und natürlich der ehemalige Weltmeister Bruno Giezendanner. Gute Chancen gibt man selbstverständlich auch dem amtierenden Weltmeister Tsugutaka Yoshioka.

Die Flugplatzanlage, auf der die Wettbewerbsflüge stattfinden, liegt geradezu ideal. Die mehr als 2000 Meter lange Asphaltpiste liegt in einem flachen, weiten Tal und verläuft in Richtung Südost-Nordwest. Mit einer einfachen Abschrankung, ungefähr 50 Meter südlich der Piste, ist der Raum für d:e Teilnehmer abgegrenzt. Der gesamte übrige Platz, auf mehr als 1000 Meter Länge, von der Abschrankung bis zum Festzelt, steht den Zuschauern zur Verfügung. Der Platz für die Zuschauer ist geradezu ideal. Von hier aus kann man die Flüge in allen Einzelheiten aus nächster Entfernung miterleben und hat die Sonne nahezu den. ganzen Tag über im Rücken, genau wie die Wettbewerbsflieger, die von der Sonne höchstens am frühen Vormittag behindert werden.
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Die Trainingsflüge und die Wertungsflüge finden gleichzeitig an zwei Stellen der großen Landebahn statt, die ungefähr 1000 Meter voneinander an der Startbahn liegen. Hier in Bern sind für die Wettbewerbsteilnehmer und für die Zuschauer geradezu optimale Bedingungen geschaffen worden, um den Wettbewerb um die Weltmeisterschaft reibungslos ablaufen zu, lassen. Dass der Wettbewerb dann dennoch nicht ganz reibungslos ablief, lag am Wetter und an anderen Dingen, die von den Organisatoren kaum vorherzusehen waren
Das Flugprogramm beginnt mit dem Start gegen den Wind, dann folgt die Figur M mit 4 halben Rollen, die Kubanische Acht, der Doppelte Immelmann, eine Langsame Rolle mit ungefähr 5 Sekunden Dauer, 3 Außenloopings, eine Vierpunktrolle, 3 Innenloopings, eine Achtpunktrolle, die Stehende Acht, 3 horizontale Rollen, der Hohe Hut mit jeweils einer halben Rolle beim senkrechten Aufsteigen und beim senkrechten Abgang, die Liegende Acht, 3 volle Trudelbewegungen, der rechteckige Landeanflug und die Landung.

Die Flüge werden jeweils von 5 Punktrichtern bewertet. Dabei werden bei jeder Flugfigur die höchste und die niedrigste Wertung gestrichen, ebenso wie nach Abschluss des Wettbewerbs der schlechteste der 4 Durchgänge. Dieses Verfahren gewährleistet nach menschlichem Ermessen eine gerechte Bewertung jedes einzelnen Piloten, und da jeder Pilot zweimal vormittags und zweimal nachmittags starten soll, sowie zweimal auf Platz 1 und zweimal auf Platz 2, sind alle Voraussetzungen für eine Chancengleichheit gegeben. Die 3 besten Flugresultate zusammengezählt ergeben die Gesamtwertung. Der Pilot mit dem höchsten Gesamtresultat wird Weltmeister, während jeweils die 3 besten Resultate einer Mannschaft für die Nationenwertung zusammengezählt werden.

Das Punktrichtergremium ist international besetzt. Auf der Piste 1 werten Walter Burger (Schweiz), Heinz Freundt (Österreich), Owen Gidding (England), Dave Henshaw (Kanada) und Loris Kanneworff (Italien). Auf Piste 2 werten Tony Aarts (Holland), Camille Gèrard (Luxemburg), Pierre Pignot (Frankreich), Egon Gstöhl (Liechtenstein) und William Northrop (USA). Ersatzmann ist Joe Dible (Irland).
Es wurde damit alles getan, um eine gerechte und den Leistungen entsprechende Bewertung zu gewährleisten. Jeder hatte nach der Planung die gleichen Chancen, und es war alles getan, um Zufälle auszuschließen und ein echtes Abbild der Leistungen in den Wertungen zu bekommen. Die Organisatoren haben die vorangegangenen Weltmeisterschaften aufmerksam verfolgt und aus den dabei gewonnenen Erfahrungen ihren Nutzen gezogen. Sie haben gute Arbeit geleistet.

Als 1960 die erste Weltmeisterschaft für Kunstflugmodelle in Zürich-Dübendorf stattfand, nahmen an diesem bedeutenden modellsportlichen Ereignis Mannschaften aus 8 Nationen teil. Das war ein „Familientreffen“, vergleichen mit den 76 Teilnehmern aus 26 Nationen. Die Amerikaner waren damals absolut führend und stellten in der Folge fünfmal hintereinander den Weltmeister. 1969 und 1971 errang dann Bruno Giezendanner den Meistertitel und 1973 wurde Yoshioka Weltmeister.
Weiterentwicklung der Modelle
Ganz generell kann man sagen, dass die Modelle seit der letzten Weltmeisterschaft noch eleganter, noch formschöner und noch perfekter in der Ausführung geworden sind. Hier ist ganz deutlich der Einfluss der Japaner zu bemerken, die nicht nur die Formgebung der Modelle stark beeinflusst haben, sondern auch beim Oberflächenfinish als Vorbild gelten können. Die allermeisten der Modelle haben so ein perfektes Oberflächenfinish, wie man sich das von Spitzenmodellen auf einer Weltmeisterschaft wünscht.

Die Unterschiede in der äußeren Form gegenüber der letzten WM sind bei vielen der Modelle nicht sehr groß, aber es sind doch deutliche Verbesserungen zu erkennen. Die schlanke, elegante Linie des Blue Angel, mit leicht gepfeiltem Tragflügel und Leitwerk, herrscht vor, nicht nur bei den Liechtensteinern, den Luxemburgern und den Italienern.
Langer, schlanker Rumpf mit großflächigem Seitenleitwerk, gepfeilter Tragflügel-vorderkante und gepfeilter Vorderkante des Höhenleitwerks, das ist in diesem Jahr die Standardlinie. Hiervon gibt es natürlich eine ganze Reihe von Abweichungen, so fliegt Kjellgren (Schweden) mit einem Rumpf, der eine extrem hohe Kabinenhaube aufgesetzt hat und Hanno Prettner seinen „Curare“, eine elegantere Version seines Sicrolys.

(Norwegen) fliegt nach wie vor sein „Maximum 11″ mit hohem, fischartigem Rumpfrücken und Günter Hoppe seinen bewährten Sultan mit runden Randbogen an Tragflügel und Leitwerk. Die Amerikaner treten mit flipperähnlichen Modellen zum Wettbewerb an und die Südafrikaner mit kurzen, pylonracerähnlichen Modellen, ähnlich wie sie Jan van Vliet seit Jahren bevorzugt.

Paulsen (Norwegen) tritt mit einem spitfireähnichen Modell mit Zweibeinfahrwerk zum Wettbewerb an, und Bruno Giezendanner hat sich wieder etwas ganz Neues einfallen lassen. Sein „Scorpion“ ist ein Modell mit langgezogenem, schlankem Rumpf und niedrigem, eckigem Seitenleitwerk und einem etwas nach oben versetzten Pendelhöhenruder. Auffallendstes Merkmal seiner Neukonstruktion ist der Tragflügel mit stark gepfeilter Vorderkante und großer Flächentiefe an der Flügelwurzel.

Fast kann man von einem deltaförmigen Tragflügel sprechen. Der Scorpion wird auch von seinem Bruder Emil geflogen. Harald Neckar fliegt wieder seinen Mephisto und Kurt Matke den Olympia-Flipper. Rene Schumacher tritt mit einem eleganten Condor an, einem Modell mit großer Flächentiefe und langem, schlankem Rumpf.

Bei der Bestückung mit den Motoren gab es keine Experimente. Es wurden bewährte und wettbewerbserprobte Motoren verwendet. Auffallend war dabei, dass alle Teilnehmer am Wettbewerb sich große Mühe gegeben haben, die Geräuschentwicklung der Motoren so gut als überhaupt nur möglich zu dämpfen. Man sah zahlreiche große Resonanzschalldämpfer und eine ganze Reihe von großräumigen Eigenbauschalldämpfern. Nach der Ausschreibung war die maximal erlaubte Lau-stärke festgelegt, und es blieb dem Veranstalter vorbehalten, Modelle, die zu laut erschienen, auf Einhaltung der Vorschrift zu überprüfen.

Soweit ich bemerkt habe, war das in keinem einzigen Fall erforderlich. Das ist eine sehr erfreuliche Begleiterscheinung bei diesem Wettbewerb, bei dem doch schließlich jeder Konkurrent bestrebt war, die höchste Leistung aus seinem Motor zu ziehen. Es waren 39 Webra Speed im Einsatz, 9 OS 60, 6 Hirtenberger HP 61, 6 OPS Ursus, 5 Webra 61, 3 Enya, 3 Super Tigre und dazuhin einige Einzelexemplare. Zur Steuerung der Flugmodelle wurden an Fernlenk-anlagen 14 Pro-Line eingesetzt, 13 Simprop-Contest, 10 Futaba, 11 Kraft, 5 Varioprop und 5 Multiplex, daneben waren natürlich noch einige weitere Typen einmal oder zweimal vertreten.
Eröffnung der Weltmeisterschaft
Wenn man sich am Montagvormittag den Modellpark aufmerksam betrachtete, konnte man sicher sein, dass der Wettbewerb wieder ganz außergewöhnlich interessant wird. In gelöster Stimmung treten die Modellflieger zu den ersten Trainingsflügen an. Hier möchte man sich zuerst einmal mit den klimatischen Verhältnissen und mit dem Platz vertraut machen, aber man möchte auch die Konkurrenten beobachten, um zu sehen, was sich außerhalb der regionalen Sphäre getan hat.

Schließlich gibt es eine große Anzahl von Teilnehmern, die man bisher noch nicht bei Wettbewerben fliegen sah. Schon bei den ersten Flügen zeigt sich ganz deutlich, dass viele Wettbewerbsteilnehmer in den vergangenen Jahren ganz erheblich dazugelernt haben und weit besser sind als in Gorizia.
Die Modellflieger haben überall gelernt und selbst in den Ländern, in denen der Modellflug auf internationaler Wettbewerbsebene erst einige Jahre alt ist, haben sich einige hervorragende Flieger herauskristallisiert. Bei dem Training zeigen sich aber auch Erscheinungen, die bei unserem Hobby leider immer wieder vorkommen: Störungen. Störungen durch Fremdeinwirkung und Störungen durch mechanisches Versagen.
So hatte Bertolozzi bei seinem Trainingsflug mit einem Versager zu kämpfen. Offensichtlich klemmte das Rudergestänge oder funktionierten die Rudermaschinen nicht ganz einwandfrei. Er hatte noch eine gewisse Kontrolle über das Modell, konnte dieses jedoch nicht mehr auf der Startbahn landen. Nach einem aufsehenerregenden Flug über den Fahrzeugpark setzte er das Modell in ein hohes Maisfeld. Ohne wesentlichen Schaden, nur das Bugfahrwerk war angeknackst, überstand das Modell die Außenlandung, was von Bertolozzi mit hörbarem Aufatmen zur Kenntnis genommen wurde.

Bei prächtigem Wetter findet das Training statt. Die Sonne brennt vom Himmel, der jedoch leicht bedeckt ist. Auch die Südafrikaner haben Störungen. Sie steuern hier ihre Modelle mit Fernlenkanlagen im 27-MHz-Band, weil die in ihrer Heimat benutzte Frequenz in der Schweiz nicht zugelassen ist. Wegen Störungen von außen müssen verschiedene Wettbewerbsteilnehmer die Frequenzen kurzfristig wechseln, um überhaupt fliegen zu können.
Zahlreiche Wettbewerber haben im Flug mit Störungen zu kämpfen, und als dann Harald Neckars Modell durch Flügelbruch in der Luft abmontiert und Bruno Giezendanner`s Modell wahrscheinlich durch Doppelbelegung der Frequenz abstürzt, gibt es bedenkliche Gesichter.
Schon sieht man die Weltmeisterschaft ernsthaft gefährdet, da greift die PTT, die Schweizerische Postbehörde, hart durch und hebt mehrere Schwarzsender aus, die in unmittelbarer Nähe des Flugplatzes Funksprechgeräte auf nicht erlaubten Frequenzen betreiben und damit den Modellflugbetrieb stören.
Die Störungsursachen sind damit weitgehend beseitigt, aber die nervliche Belastung für die Wettbewerbsteilnehmer bleibt noch eine ganze Weile bestehen und legt sich nur langsam. Bei zukünftigen großen Wettbewerben sollte man vielleicht den vorgesehenen Platz einige Zeit im Voraus auf Funkstörungen hin überwachen, um Störungen während des Wettbewerbs weitgehend auszuschließen.
Nach der offiziellen Eröffnung der Weltmeisterschaft fliegt der Vize-Europameister Christian Schweizer mit seinem Akrostar ein perfektes Kunstflug-programm vor. Er fliegt all die Figuren, die nachher auch die Modelle beim Wettbewerb zeigen sollen. Seine Flug-vorführung ist ganz große Klasse. In teilweise atemberaubend niedriger Höhe wird das Pflichtprogramm und anschließend ein Kürprogramm vorgeführt. Die sachkundigen Zuschauer sind begeistert.

Der 1. Durchgang
Am frühen Mittwochmorgen beginnt der 1. Durchgang. Auf Piste 1 eröffnet B. Politar den Wettbewerb, auf Piste Nr. 2 ist Tonnar als erster an der Reihe. Obwohl die Sonne scheint, ist es kühl und nahezu windstill. Die Konkurrenten sind angespannt und nervös, der Wettstreit beginnt mit der ganzen Anspannung und Konzentration, die ein solcher Wettbewerb stets mit sich bringt.

Paulsens Modell mit Zweibeinfahrwerk fliegt schnell, flüssig geht es durch die Figuren. Diese sind rund und recht gut platziert. Das Modell landet im Innenkreis. Es folgen Bruschi und Stephansen. Dann ist Yo-shioka am Start. Mit gespannter Erwartung sieht man diesem Flug entgegen, denn Yoshioka hat in Gorizia die Weltmeisterschaft gewonnen, und nun muss er beweisen, dass er seine Form beibehalten oder sich sogar noch verbessert hat. Präzise, wie am Schnürchen gezogen, kommen die Figuren.

Das Modell liegt so satt wie ein Brett in der Luft. Vierzeitenrolle gegen Ende ganz leicht durchgefallen, Stehende Acht leicht verrissen. Landung exakt auf dem Punkt. Der Durchgang ist sehr präzise, so wie man das von einem amtierenden Weltmeister erwartet. 4565 Punkte bringt ihm dieser Flug. Anschließend fliegt Feiner (Mexiko), und dann erwartet alles den Flug des jungen Radcliff aus USA. Sein Modell ist schnell, außerordentlich wendig und liegt dabei doch recht stabil in der Luft. Relativ kräftige Ruderausschläge. Das zeigt sich an dem leichten Schlenkern des Modells bei Beginn oder Beendigung der Figuren. Radcliff legt die Figuren enger und schneller an als gewohnt. Sehr schöne langsame Rolle, gute Achtzeitenrolle. Der Mittelpunkt bei der Stehenden Acht stimmt nicht exakt, das Modell kommt zu hoch heraus. Trudeln exakt nach Vorschrift. Bei Okumura kommt der Motor in der vorgesehenen Zeit nicht zum Laufen, und somit fällt der Flug aus.

Nun schnell hinüber zur Piste 1. Dort fliegt als nächster Günther Hoppe, der zurzeit außerordentlich gut in Form ist, wie sich bei dem Training gezeigt hat. Ruhig und ohne jede Aufregung, so wie man es von ihm gewohnt ist, startet und fliegt er sein Programm. Die Figuren kommen exakt, sehr präzise und flüssig geflogen, die Landung erfolgt exakt im Kreis. 4040 Punkte bringt die Auswertung.

Neckar fliegt, wie üblich, sehr großräumig. Sein Ersatzmodell ist nicht mehr ganz in erstklassigem Zustand, der Rumpf hat leichte Wellen in der Rumpfnase. Das Modell erscheint relativ langsam, liegt aber außerordentlich stabil in der Luft. Langsame Rolle ganz prächtig geflogen, flüssig, Vierzeiten-rolle exakt, aber bei den anderen Figuren bemerkt man die Nervosität des Piloten. Die Landung sitzt exakt auf dem Punkt, aber dann klappt das Bug-fahrwerk weg und das Modell geht auf die Nase. Das kostet Punkte, und so muss er sich mit 3935 Zählern zufriedengeben.

Bone (GB) setzt die Figur M schräg an und das Modell kippt oben heraus. Bei der Langsamen Rolle sackt das Modell ziemlich durch und die Vierzeitenrolle ist praktisch ohne Absätze, nur das erste Viertel ist markiert. Der Wettbewerber ist offensichtlich aufgeregt. Am Nachmittag eröffnet Rhett Miller die „Schau“ auf Piste 2 und fliegt ein nahezu perfektes Programm. Nur beim Trudeln macht das Modell eine halbe Umdrehung zu viel. 4400 Punkte kann Miller für seinen Flug kassieren, der ihn in die Spitzengruppe bringt.

Bruno Giezendanner ist heute absolut nicht in Bestform. Er ist nervös und muss mit seinem Ersatzmodell fliegen, das hier noch nicht eingeflogen ist, und dessen Motor nicht sauber läuft. Die Figuren sind nicht exakt in der Ausführung. Bei der Langsamen Rolle taucht das Modell außerordentlich weit weg, und nach dem Doppelten Immelmann bleibt der Motor stehen, und Bruno muss landen. Das ist Pech.

Inzwischen fliegt Matke einen sehr guten Durchgang, mit exakt ausgeführten und gut platzierten Figuren, der ihm 4065 Punkte einbringt. Zu den großen Unbekannten gehören die Kanadier. Das Modell von Reusch verhält sich recht gut, die Figuren kommen exakt und fließend. Bei der Stehenden Acht muss einiges korrigiert werden, die Landung erfolgt im inneren Kreis. 3890 Punkte.

Das reicht nicht für die Spitzengruppe, auch nicht seinem Landsmann Hitchcox, der vor allem mit dem Trudeln Schwierigkeiten hat, dessen Modell nur zögernd ins Trudeln kommt, sehr steil trudelt und dann erst knapp über dem Boden abgefangen werden kann. Dafür kann dann Emil Giezendanner mit einem guten Flug nahezu 4000 Punkte erzielen.

Wieder ein 1000-Meter-Lauf zur Piste 1, wo Wolfgang Matt an der Reihe ist. Er fliegt einen absolut perfekten Durchgang. Die Figuren kommen flüssig, sehr gekonnt. Eine Figur wie die andere sitzt exakt platziert und ist einwandfrei in der Ausführung. Das Modell ist außerordentlich schnell. Die Figuren sind groß angelegt, der Einsatz ist weich, und das Modell liegt außerordentlich ruhig. Ein prächtiger Flug. Noch hat man diesen Flug unmittelbar in Erinnerung, da folgt nach Marincowitz der Flug von Hanno Prettner. Auch hier ein absolut perfekter Durchgang, die Figuren rund und flüssig geflogen, groß angelegt und weich im Einsatz.

Der Flug ist absolute Spitze. Das zeigt sich dann auch am Abend bei der Wertung, wo Prettner mit 50 Punkten Abstand vor Matt liegt, gefolgt von Yoshioka, Brown, Miller und Radcliff. Auf Platz 7 liegt Norbert Matt, dann folgen Weixelbaumer und Kristensen. Matke liegt auf Platz 10, danach folgen Kjellgren, Hoppe, Hardy und Maundrell sowie Werion, Emil Giezendanner und Meier. Neckar liegt auf Platz 18, gefolgt von Matsui und Schaden. Das Ergebnis lässt spannende Kämpfe um die Spitzenpositionen erwarten.

2. Durchgang
Bisher zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite. Es herrschte strahlender Sonnenschein, und es war nahezu windstill, Bedingungen, wie man sie sich besser für einen solchen Wettbewerb fast gar nicht wünschen könnte. Aber der Donnerstagmorgen beginnt mit leichtem Nieselregen. Bertemes, Norbert Matt und Behm fliegen gute Durchgänge, aber Ferdinand Schaden ist bei den ersten Figuren nervös und bei der kühlen Luft wohl auch noch nicht ganz in Form. Die anschließenden Figuren sind dann exakt wie immer, und die Landung erfolgt auf dem Punkt.

Lundström fliegt einen guten Durchgang, verliert jedoch bei den Roll-figuren immer eine Kleinigkeit an Höhe. Dagegen hat Hurst (Australien) beim Anwerfen offensichtlich Schwierigkeiten mit dem Motor seines Modells, und so tauscht er dieses gegen das Ersatzmodell aus. Guter Durchgang, aber bei den Rollfiguren fällt das Modell stark durch.

Olivier (Südafrika) hat Pech mit dem Wetter. Mitten in seinem Flug fängt es an kräftig zu regnen, und dabei steht im Südosten die Sonne an einer hellen Stelle. Die Lichtverhältnisse sind ungünstig. Olivier muss jeweils vom Hellen ins Dunkle fliegen. Trotzdem wird der Durchgang gut geflogen und einwandfrei mit einer Landung am Punkt beendet. Auch als Weixelbaumer startet, regnet es immer noch kräftig. Dennoch kommen die Figuren exakt platziert und einwandfrei in der Ausführung. Die Rollfiguren sind wie am Schnürchen gezogen. Ein perfekt geflogener Durchgang, der sicherlich gute Punkte bringen wird.

Lysaght, Meier und Cooper sind als nächste am Start. Die Figuren sind gut platziert und einwandfrei in der Ausführung. Dann folgt Hoppe mit einem ausgezeichnet geflogenen Durchgang. Bei dem Doppelten Immelmann bleibt der Motor fast stehen. Das Modell wird mit Mühe vollends durch die Figur gezogen, aber der Motor erholt sich wieder. Hoppe fliegt ruhig, präzise, sehr weiche, runde Figuren. Das gibt eine gute Wertung. 4375 Punkte zeigt die Tabelle am Abend.

Radcliff auf Piste 1 ist heute nicht ganz so gut in Form wie gestern. Offensichtlich trägt dazu auch das kühlere und nasse Wetter bei. Die Figuren wirken etwas unruhiger. Radcliff setzt alle Figuren recht hart an, geht ruckartig in die Rollfiguren und beendet die Figuren auch jeweils in recht abrupter Form. Aber die Figuren sind exakt platziert und präzise in der Ausführung.

Nun ist Yoshioka an der Reihe. Sehr weich einsetzende Figuren und gut platziert, aber bei der Langsamen Rolle dreht das Modell zu den Punktrichtern herüber, ziemlich kräftig sogar. Hardy muss bei strömendem Regen fliegen. Fast hat er seinen Durchgang überstanden, da muss er nach dem Trudeln das Modell hart neben der Piste landen. Daraufhin werden die Meisterschaften unterbrochen, um besseres Wetter abzuwarten. Aber auch als Harald Neckar am Nachmittag an der Reihe ist, regnet es wieder in Strömen. Das gibt bei dem Modell die unwahrscheinlichsten Figuren. Eigentlich sollte das Programm unterbrochen werden, denn es fehlte nicht viel, dann wäre Neckar durch den Tower des Flugplatzes geflogen.

Auch Holm und Totland werden durch das Regenwetter stark in Mitleidenschaft gezogen und können daher keine einwandfreien Flüge ausführen. Totland hat Pech mit seinem Motor, der unmittelbar nach dem Start stehenbleibt.

Nun kommt Hanno Prettner, und alles ist natürlich gespannt, wie sein Flug diesmal wird. Es hat aufgehört zu regnen, das Wetter ist relativ günstig, nur schwach windig und voll bewölkt. Hanno Prettner fliegt einen perfekten Durchgang, großräumig, mit langgezogenen Rollen, kerzengerade wie am Schnürchen. Ein ganz hervorragender, herrlicher Flug. Großräumig, das ist das Stichwort. Am Dienstagmorgen wurden an die Mannschaftsführer die neuen Ausführungsbestimmungen der CIAM verteilt. Unter anderem wird darin festgelegt, dass sich die Figuren innerhalb eines Sichtwinkels von 90 ° vor den Punktrichtern abspielen müssen. Das benachteiligt unter Umständen die großräumigen Flieger, deren Langsame Rolle beispielsweise sicherlich über den 90-Grad-Winkel hinausreicht. Diese neue Bestimmung ist nicht sehr glücklich gewählt, da der vom Winkel eingeschlossene Raum auch von der augenblicklichen Sitzhaltung jedes einzelnen Punktrichters abhängt und damit nicht eindeutig definiert ist.

Nach Marincowitz wäre Wolfgang Matt am Zug. Dieser kann aber seinen Flug nicht ausführen, weil auf dem entsprechenden Band Störungen festgestellt werden. So wird Kjellgren vorgezogen. Als dann Wolfgang Matt startet, ist es schon ziemlich dämmrig, und die Sichtverhältnisse sind schlecht. Man hat den Eindruck, dass Matt nicht mehr so großräumig fliegt und die Figuren, nicht zuletzt durch die hereinbrechende Dämmerung erzwungen, unmittelbar vor den Punktrichtern fliegt. Die Figuren sind perfekt in der Ausführung und gut platziert. Eine butterweiche Landung mitten auf dem Punkt. Ein großartiger Flug, der von den Punktrichtern gut bewertet wird.

Fast ist es schon dunkel, aber der Wettbewerb wird noch nicht abgebrochen. Im Hintergrund kommen die schneebedeckten Berge zum Vorschein, während das weite Tal, in dem geflogen wird, schon nahezu in der Dunkelheit versinkt. Es kann nur noch auf engstem Raum geflogen werden, sonst verschwindet das Modell aus der Sicht. Endlich um 19 Uhr wird der Wettbewerb unterbrochen. Die Letzten auf der Startliste müssen morgen ihren Flug absolvieren.

Eröffnet wird am Morgen mit einem Flug von Maundrell, danach folgen Chabert, Sweatman und Harowitz aus Israel. Es ist kalt, die Wettbewerber frösteln, denn im nahen Bergland gab es Neuschnee. Im Hintergrund liegen die spitzen Bergkegel des Alpenmassivs in der Sonne, Eiger, Mönch und Jungfrau. Eine prächtige Silhouette für die Wettkämpfe. Nach Toft ist dann Matke als letzter dieses Durchgangs an der Reihe. Die Figuren kommen flüssig, das Modell liegt außer-ordentlich ruhig in der Luft, trotz der leicht auffrischenden Brise.

Bei diesem Durchgang haben sich die Spitzenpositionen geändert. Wolfgang Matt führt mit knapp 370 Punkten vor Hanno Prettner. Yoshioka und Brown haben ihren 3. und 4. Platz verteidigt, während Radcliff und Norbert Matt auf den 5. bzw. 6. Platz vorrücken konnten. Es folgen Kristensen und Miller und auf Platz 9 Hoppe. Kjellgren belegt Platz 10 und Matke Platz 11. Harald Neckar fiel auf Platz 23 zurück.

3. und 4. Durchgang
Der 3. Durchgang wird von Prettner eröffnet, mit einem Flug, der ganz außerordentlich präzise verläuft. Wird er die 370 Punkte Rückstand aufholen können? Prettner fliegt nach wie vor außerordentlich weiträumig. Die Figuren kommen wie am Schnürchen. Der Wind beeinträchtigt den Flug kaum. Der Flug war eine Schau, und nun kommt Wolfgang Matt, der auf der Rangliste führt. Mit gespannter Erwartung sieht man dem Flug entgegen. Matt startet. Figur M, hoch hinauf, aber beim Abdrehen und in der Rückenlage ein paar kräftige Störungen. Wird er den Flug abbrechen oder weiterfliegen? Der Pistenchef bricht den Flug ab. Matt wechselt die Frequenz und holt die restlichen Figuren nach. Ganz perfekt geflogen. Die Figuren sind aber wesentlich kleiner als gewohnt. Gut platziert vor den Punktrichtern. Bei der langsamen Rolle ein kräftiger Wackler, dann kommen die Figuren wieder einwandfrei, und der Flug wird mit einer Landung auf dem Punkt abgeschlossen. 4695 Punkte für Matt, 4760 Punkte für Prettner.

Unmittelbar vor dem Flug von Bruno Giezendanner frischt der Wind dermaßen auf, dass die Schirme der Punktrichter umgeworfen werden. Der Wind kommt nahezu quer zur Piste. Aber Giezendanners Modell fliegt ruhig und geht stabil durch die Figuren. Giezendanner zeigt, dass er ein routinierter Flieger ist und sein Modell perfekt beherrscht.
Die Amerikaner Brown, Miller und Radcliff fliegen sehr gleichmäßig. Ihre schnellen Modelle gehen gut durch die Figuren, die gut platziert und einwandfrei ausgeführt sind. Yoshioka hat einen guten Flug, verpatzt allerdings das Trudeln etwas. Das kostet Punkte. Hoppe und Neckar haben das Pech, dass es während ihrer Flüge wieder kräftig regnet. Die Flüge werden dennoch einwandfrei zu Ende geführt. Hoppe, Neckar und Matke haben jeweils einen hervorragenden 4. Flug, der ihnen in der Endwertung Platz 10, 14 und 15 einbringt.

Prettner fliegt einen ganz erstklassigen 4. Durchgang. Gekonnt liegen die Figuren platziert, einwandfrei, die Roll-figuren sind wie am Schnürchen aufgezogen. Ganz hervorragender Flug, aber nach wie vor weiträumig, sehr weiträumig. Der Vorsprung von immer noch 300 Punkten ist praktisch nicht mehr aufzuholen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Prettners Flüge nicht voll bewertet werden, weil er sehr weiträumig fliegt und daher unter Umständen die 90 Grad überschreitet.
Als sich dann Wolfgang Matt zum letzten Durchgang vorbereitet, frischt der Wind ziemlich plötzlich auf, er kommt nahezu quer zur Piste. Die Figuren kommen flüssig, gut platziert und perfekt ausgeführt. Aber die Figuren sind nicht so weiträumig angelegt, wie man es sonst von Matt gewohnt ist. Er stellt sich damit auf die Wünsche der Punktrichter bzw. auf die neuen Vorschriften ein. Als dieser Flug beendet ist, gibt es wohl kaum mehr einen Zweifel: Wolfgang Matt hat es geschafft. Sein Erfolg ist nicht zuletzt ein Erfolg der Mannschaft aus Liechtenstein. Diese ist eine in sich vollkommen geschlossene Gruppe, die stets gemeinsam auftritt und von ihrem Mannschaftsführer Karl Busch stets bei guter Laune gehalten wird. Eine gute Rückenstärkung für die Piloten! Ihr Maskottchen Mr. Tschuudie, ein pelziger Löwe, trägt viel zur Erheiterung der Zuschauer bei.

Als am Abend die Wertungen bekannt werden, gibt es nicht mehr allzu viele Überraschungen. USA konnte die Mannschaftswertung für sich entscheiden, während der neue Weltmeister Wolfgang Matt heißt. Zweiter in der Einzelwertung ist Hanno Prettner und an 3. Stelle liegt Dave Brown. Es folgen die beiden Japaner Yoshioka und Okumura, während die beiden Amerikaner Radcliff und Kristensen Platz 6 und 7 belegen. Die große Überraschung ist der 8. Platz für Norbert Matt, und mit Kjellgren ist nach langer Zeit wieder einmal ein Skandinavier in die Spitzengruppe vorgestoßen.

Wieder ist eine Weltmeisterschaft zu Ende gegangen. Sie war für alle Beteiligten und für die Begleiter ganz bestimmt wieder ein großes Erlebnis. Bern war eine gastliche und anregende Stadt, die nicht nur den Wettbewerbern zahlreiche gemütliche Treffpunkte bereitstellte, sondern auch für deren Begleiter ein Ausgangspunkt für erlebnisreiche Exkursionen innerhalb und außerhalb der Stadtmauern war.
Erich Rabe
Fotos: Erich Gilik, Bernt v.Boetticher