Die besten Kunstflugpiloten aus aller Welt trafen sich vom 10. bis 15. Oktober in Pensacola/Florida zur Weltmeisterschaft. Am Start waren 71 Teilnehmer aus 27 Ländern, darunter auch kleinere Modellflugnationen wie Papua-Neu-guinea, Venezuela und Chile, um nur einige zu nennen.
Leider fehlten wiederum die Teilnehmer aus dem Ostblock. Am 2. Oktober, so wollte es die Planung, um ausreichende Akklimations- und Trainingszeit zu gewährleisten, traf sich die deutsche Nationalmannschaft der Klasse F3A, bestehend aus Werner Schweiker / Knittlingen, Franz Mayr/ Augsburg, und mir auf dem Flughafen Frankfurt.
Am frühen Vormittag ging es dann mit einer DC 10 der deutschen Lufthansa über den großen Teich mit Zielflughafen Atlanta.
Nach 10 Stunden Flugzeit sollten wir wieder festen Boden unter den Füßen verspüren, um dann anschließend mit Leihfahrzeugen die verbleibende Wegstrecke nach Pensacola zurückzulegen.
Doch wie bei der letzten Weltmeisterschaft in Acapulco, gestaltete sich die Beschaffung der Mietwagen als problematisch.
Obwohl von Deutschland aus vorbestellt, war in Atlanta niemand darüber informiert, welche und wie viele Fahrzeuge geordert worden waren.
Nach langem Kampf standen dann dennoch die Autos bereit, mit denen die 600 km Distanz in Angriff genommen werden konnten.
Nach einer Übernachtungspause, die Fahrer waren nach der langen Flugzeit und 3 Stunden im 55-mph-Tempo völlig übermüdet, erreichte die Mannschaft und ihre Begleiter am 3. 10. die Quartiere in Pensacola.
An diesem Tag konnten noch die Informationen über die örtlichen Gegebenheiten, speziell über die Trainingsmöglichkeiten, eingeholt werden.
Der lokale Veranstalter stellte sechs Trainingsgelände zur Verfügung, wobei das offizielle Wettbewerbsgelände nur für das Training am 11. 10. und die eigentlichen Wettbewerbstage genutzt werden durfte.
Unter den verbleibenden fünf Plätzen war jedoch nur einer davon geeignet und wurde somit auch von fast allen anderen Nationen benutzt.
Lediglich die Mannschaft von Österreich und Liechtenstein wichen auf ein, zumindest vom Platzangebot her, ausreichendes Terrain aus.
Dies jedoch forderte aufgrund des Belages aus aufgesprungenem Asphalt relativ große Räder und stabile Einziehfahrwerke.
Im Übrigen waren, mit Ausnahme eines eigens angelegten Modellflugplatzes, der mitten in einem riesigen Sumpfgebiet lag, alle anderen stillgelegte Navy-Flugfelder oder Helikopter-Trainingsgelände der Marine, so dass nur unter Auflagen auf diesen Plätzen geflogen werden durfte.
Nachdem nun feststand, dass sich der größte Teil der Trainingsaktivitäten auf einem einzigen Flugfeld konzentrieren würde, musste der Tag früh begonnen werden, um in relativer Ruhe trainieren zu können.
Der daraus entstandene Zeitgewinn konnte noch dazu benutzt werden, Pensacola und dessen Umgebung ein wenig kennenzulernen.
Im freien Training konnten wir bereits die anderen teilnehmenden Nationen unter die Lupe nehmen und unsere Leistung mit der der anderen vergleichen, wobei schon jetzt deutlich wurde, dass das Niveau, welches in Deutschland modellfliegerisch als Standard zu betrachten ist, von einem großen Teil der ausländischen Wettbewerber kaum erreicht werden konnte.
Was die Modelle anbelangt, so setzte sich die Stagnation in der Modellentwicklung, die auch in Acapulco deutlich wurde, bei dieser 13. Weltmeisterschaft fort. Einzig die Japaner überzeugten wiederum mit technisch und baulich erstklassig ausgeführten sowie sehr leisen Modellen.
Sämtliche Lackstöße sind eben geschliffen und die gesamte Oberfläche der Modelle ist mit Klarlack gespritzt.
Auch im Inneren sind die Modelle, die übrigens in Holzbauweise ausgeführt werden, mit Klarlack versiegelt. Das japanische Team bestand auch diesmal wieder aus T. Yoshioka, Y. Akiba und G. Naruke.
Besonderes Augenmerk aus deutscher Sicht heraus wurde den Amerikanern zugemessen, da diese den Erzrivalen in der Mannschaftswertung darstellen und zudem ein potentieller Titelaspirant Mannschaftsmitglied ist.
Insbesondere in den USA war für Dave Brown nach so konstant guter Leistung bei den zurückliegenden Weltmeisterschaften der Titelgewinn in den Bereich des Möglichen gerückt.
Die Technik der Modelle ist in etwa mit der der Deutschen zu vergleichen. Steve Helms flog das gleiche Modell wie die Japaner Akiba und Naruke mit Yamada-Motor, integriertem Resonanzrohr und Kato-Verstellpropeller, der jedoch während des Fluges nicht auf Gegenschub umgestellt wurde.
Naruke`s Cosmos
Tony Frackowiak und Dave Brown flogen beide die gleichen Modelle, nämlich eine Weiterentwicklung des Tiporare, den Dave Brown in Acapulco einsetzte.
Als Neuerung bei den beiden Amerikanern seien die verwendeten Dreiblatt-Propeller zu erwähnen. Es scheint, dass sich demnach auch in den USA ein leiserer Flugstil ausbreitet.
Die österreichische Mannschaft trat neben Hanno Prettner und Hermann Kowarz mit einem neuen Team-Mitglied – Adolf Panz – an, der für Dr. Dieter Fritz in die Mannschaft kam.
Am auffälligsten war auch diesmal wieder Hanno Prettner, der zu einem relativ simplen Modell zurückgefunden hat. Äußerlich ist nur eine Steuerung über die Hauptfunktionen zu erkennen, wobei nur noch das Einziehfahrwerk und die Gemischverstellung zusätzliche Betätigung fanden.
Hanno verwendet weder Air-Breaks noch Snap-Flaps bei seinem neuen Modell, welches er Calypso genannt hat. Auch war diesmal kein ominöser Show-Effekt, wie der des Verstellpropellers zu bewundern, vielmehr verwendete er eine Zweiblattluftschraube mit großer Steigung, um den Lärm zu bekämpfen.
Zum Modell wäre noch zu sagen, dass es mit ca. 4 kg deutlich unter dem Gewicht der Magic lag und demnach auch die Figuren im Vergleich zur vergangenen Weltmeisterschaft wieder größere Dimensionen angenommen haben.
Adolf Panz, das neue Mannschaftsmitglied, zeigte ebenso wie Hermann Kowarz eine ausgeglichene Leistung, was sich im Endresultat zeigte.
Die Engländer, die, wie schon bei den vergangenen Weltmeisterschaften, mit sauberen Modellen aufgefallen waren, überzeugten auch diesmal in dieser Richtung. Allerdings hatte Ken Binks große Probleme mit seinem Motor, was ihn mit Sicherheit einige Plätze kostete.
Nachdem Emil Giezendanner mit der Wettbewerbsfliegerei in dieser Klasse aufgehört hat, trat auch die Schweizer Mannschaft mit einem neuen Teammitglied an – Hugo Peyer, der neben Rene Schumacher und B. Giezendanner diesmal um Punkte kämpfte.
Vielen schon bekannt durch sehr gute Leistungen auf internationalen Wettbewerben, konnte man auch hier von Hugo Payer eine gute Platzierung erwarten.
Das Liechtensteiner Team, auch dieses Mal mit Wolfgang Matt und nach einer Pause wieder mit dessen Bruder Norbert angetreten, vertraute auch heuer wieder auf die ausgereifte Konstruktion des Arrows.
Beide verwendeten Webra-LS-Motoren und Bartels Zweiblatt-GfK-Luftschrauben. Diese Kombination überzeugte mit einer enormen Durchzugskraft in den vertikalen Figuren, ohne dass das Modell auf der Horizontalen übermäßig an Geschwindigkeit zunahm.
Nach den hervorragenden Leistungen Wolfgangs bei diesjährigen , europäischen Wettbewerben und den überzeugenden Leistungen im Training, musste er auch dieses Mal unbedingt zu den Titelanwärtern gezählt werden.
Nachdem das deutsche Team bei der zurückliegenden Weltmeisterschaft in Acapulco durch eine geschlossene Mannschaftsleistung sowie hervorragende Einzelergebnisse aufgefallen war, wurden schon die Trainingsaktivitäten von anderen Teilnehmern sehr stark beobachtet.
Auch den Modellen der Deutschen wurde starke Beachtung gezollt. Werner Schweiker setzte eine Weiterentwicklung seines Modells Ceres ein. Dieses stellt vom Grundgedanken her schon die Konstruktion für das kommende F3A-Programm dar.
Mit einer Spannweite von ca. 172 cm und dem Webra LS, wird eine etwas niedrigere Fluggeschwindigkeit und ein weicheres Flugverhalten bei genügend Kraftreserven für die vertikalen Figuren erreicht. Werner verwendet eine selbst hergestellte Dreiblatt-Luftschraube.
Auch benutzt er eine Varioprop-Pro-Mix-Anlage. Franz Mayr, unser neues Team-Mitglied, setzte seinen über Jahre hinaus immer wieder verbesserten Pico mit OS-Motor und Dreiblatt-GfK-Luftschraube ein.
Diese Kombination aus Modell, Motor und Luftschraube war mit das Schnellste, was bei dieser Weltmeisterschaft geflogen wurde. Gleichzeitig jedoch sahen alle Figuren weich und harmonisch aus. Franz vertraute auf die neue Graupner-Anlage 6014, die überzeugend und ohne Probleme arbeitete.
Ich selbst flog bei dieser Weltmeisterschaft meine Eigenkonstruktion Red Palmer. Als einzige Änderung gegenüber dem Modell, das ich vor 2 Jahren einsetzte, baute ich in die Wettbewerbsmodelle abnehmbare Höhenleitwerke und 2 Querruderservos ein.
Ansonsten blieb alles beim Alten, was Motor und Fernsteuerung anbelangt. Der OS-Heckauslassmotor mit 10 x 7 Dreiblatt-Luftschraube und mod. Resonanzrohr, ließ mich, ebenso wie die anderen deutschen Teilnehmer, den Noise-Check vor jedem Flug ohne Schwierigkeiten bestehen.
Am 11.Oktober war es dann endlich soweit. Das lange Zeit ersehnte Kräftemessen konnte beginnen – mit Regen und böigem Wind bei Temperaturen um 17 Grad. Aus diesem Grunde musste der Beginn des offiziellen Trainings verschoben werden. Somit verzögerte sich ebenfalls die Eröffnungszeremonie, die auf dem offiziellen Wettbewerbsgelände mit einer Flaggenparade stattfand.
Von allen bedauert wurde die Absage der Blue Angels, die als Kunstflugstaffel der Navy in Pensacola stationiert sind, aber wegen des schlechten Wetters ihre Show nicht vorführen konnten.
Mittwoch, 12. Oktober, erster Wettbewerbsdurchgang
Ebenso wie das Training fiel an diesem Tag auch der frühe Beginn des Wettbewerbs buchstäblich ins Wasser. Um 6.45 Uhr an jedem Wettbewerbstag war Senderabgabe durch den Mannschaftsführer und um 7.00 Uhr sollte der erste Start erfolgen, was jedoch durch wiederholten Regen und niedrige Wolkenbasis verhindert wurde.
Um 10.00 Uhr kann dann der erste Start erfolgen. Mit Startnummer 2 auf der Südpiste konnte ich mit 1 365 Punkten die viertbeste Tageswertung hinter Hanno Prettner, I. Kristensen und D. Brown erfliegen.
Auf dem 5. Platz folgte Wolfgang Matt, der auf der punktemäßig niedrigeren Nordpiste fliegen musste. Bereits in diesem ersten Durchgang hatten mehrere der guten Piloten Schwierigkeiten mit ihren Motoren.
Allen voran Werner Schweiker, dessen Motor im Training hervorragend lief und just im Moment des Wettbewerbs-durchgangs zu stottern anfing.
Entsprechend schlecht war auch die Punktezahl, die jedoch keineswegs die gute Durchgangsleistung in annähernder Weise darstellte. Auch Steve Helms und Tony Frackowiak trafen die Schwierigkeiten mit den Motoren, die jedoch im Gegensatz zu Werner total abstellten.
Unser Mannschaftsmitglied F. Mayr hatte zudem in diesem ersten Durchgang Probleme mit der Zeiteinteilung. Wahrscheinlich ist die Schuld jedoch bei der Zeitnahme während des Noise-Checks zu suchen.
Nachdem nämlich die Kerzenklemme auf den Motor gesteckt wurde, begann die offizielle Zeitnahme, die für die Lärmmessung angehalten werden sollte, was im Nachhinein nicht nachprüfbar war. Zudem musste zum Startplatz noch eine Wegstrecke von 20 m zurückgelegt werden, so dass auch hierbei Zeit verloren ging.
Die 3 sec, die Franz Mayr bis zum Aufsetzen über der Zeit war, kostete ihn, laut offiziellem Reglement, pro Punktrichter 10 Punkte Abzug. Um es vorwegzunehmen: dies waren auch dann die Punkte, die am Ende den 2. Platz in der Mannschaftswertung kosteten.
Aufgrund der Auslosung mussten noch jeweils 6 Piloten an diesem 1. Tag ihren 2. Durchgang absolvieren. Besonders betroffen von dieser Regelung war wiederum Werner Schweiker, der in der verbleibenden Zeit zwischen 1. und 2. Durchgang seinen Motor nicht optimieren konnte und somit auch der 2. Durchgang mit einem stotternden Motor nicht die Punkte brachte, die der Flug verdient hätte.
Donnerstag, 13. Oktober, 2. Wertungstag
Der 2. Wertungstag brachte durch den hervorragenden Flug von Wolfgang Matt eine Verschiebung im Spitzentrio, so dass dieser sich auf den 3. Platz hinter H. Prettner und I. Kristensen setzen konnte.
Ivan Kristensen war gewissermaßen eine Überraschung bei dieser Weltmeisterschaft, zumal bei der vergangenen siebenten, setzte er sich gleich nach dem 1. Durchgang auf Platz 2 und verteidigte diesen hartnäckig.
Ich selbst fiel durch den guten Flug von W. Matt auf den 5. Platz hinter D. Brown zurück. F. Mayr konnte mit einem sauber ausgeführten 2. Durchgang seine Position im vorderen Drittel behaupten und somit den Grundstein für eine gute Platzierung im Endklassement legen.
Freitag, 14. Oktober, 3. Wertungsdurchgang
Am 3. Tag überstürzten sich dann die Ereignisse. D. Brown flog mit 1 442 Punkten die Tageshöchstwertung und setzte sich damit hinter den souverän führenden H. Prettner auf den 2. Platz.
Mit einem Durchgang, der mit über 1 400 Punkten von den Punktrichtern honoriert wurde, konnte ich mich auf den 3. Platz vorschieben, was eine günstige Ausgangsposition für den letzten Durchgang versprach. An diesem Wettbewerbstag mussten noch sämtliche an der Spitze kämpfenden Piloten, außer Dave Brown, ihren 4. und letzten Flug der Vorrunde absolvieren.
Dadurch wurde schon relativ früh bekannt, wer als Finalteilnehmer feststand. Als hoher Favorit für den Titel galt, durch den hohen Punktevorsprung aus der Vorrunde, der noch amtierende Weltmeister H. Prettner.
Ich selbst konnte mit der Wertung des 4. Durchgangs mich auf den 2. Platz vorschieben, knapp vor D. Brown und I. Kristensen. Abgeschlagen hingegen schon W. Matt, der im 4. Qualifikationsdurchgang auf der wertungsmäßig höheren Piste einen Motorabsteller hatte und somit zu weit hinter dem Spitzenquartett zurücklag. Die weiteren Teilnehmer des Finales waren S. Helms und Y. Akiba.
Fly-Off
H. Prettner zeigte bereits im 1. Final-durchgang einen ruhigen und für die Windverhältnisse ausgezeichneten Flug, was ihm auch die höchste Wertung dieser Weltmeisterschaft einbrachte. Somit stand bereits zu diesem Zeitpunkt der neue Weltmeister fest.
Um die Plätze 2 und 3 wurde allerdings noch hart gekämpft. Obwohl mit einem Vorsprung vor dem Amerikaner ins Fly-Off eingezogen, musste ich mich nach diesem 1. Fly-Off-Durchgang von D. Brown geschlagen geben.
Es gelang mir jedoch, mit meinem 2. Flug die endgültige Wende herbeizuführen und mit der zweitbesten Wertung dieses Wettbewerbs die Vize-Weltmeisterschaft zu erringen.
Dritter wurde D. Brown vor I. Kristensen, der bei diesem Finale nicht die verdienten Punktzahlen erreichen konnte. Fünfter wurde W. Matt, was jedoch nicht seine hervorragende fliegerische Leistung widerspiegelt.
Was die Mannschaftswertung anbelangt, konnte das deutsche Team trotz der Motorschwierigkeiten von W. Schweiker und der daraus resultierenden Unterbewertung sowie dem Punkteabzug bei Franz Mayrs 1. Durchgang, noch den 3. Platz hinter USA und Japan belegen. Der 2. Platz wäre jedoch ohne das Pech durchaus in dem Bereich des Möglichen gewesen.
Fotos: Werner Meding, Hugo Peyer, Classicpattern
Text: Bertram Lossen 1983
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