Wik Jonny

Martin Schempp stellte letzten Sommer auf dem Gelände des FMSC Reutlingen seinen Jonny vor.

Wir drehten ein Flugvideo und fotografierten dieses wunderschöne Flugmodell. Gebaut wurde es seinerzeit als Vereinsserie unter Anleitung unseres verstorbenen Jörg Tetzlaff. Es gab eine richtige kleine Jonny Staffel. Martin`s Exemplar wurde und unserem Kameraden Björn Bachem gebaut und geflogen. Björn fliegt heute noch, allerdings heute einen riesigen Fieseler Storch, auch an Gedenken an seinen Großvater, Erich Bachem. Sein Großvater war Flugzeugbauer, seine bekannte ‚Bachem Natter‘ ist den meisten Luftfahrtbegeisterten ein Begriff. Unter anderem konstruierte sein Opa bei Fieseler damals den Fieseler Storch.

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Doch zurück zum Jonny. Hier der alte Baubericht aus 1968  von F.H.Leisten:

Seit September 1968 ist die letzte Neuerscheinung der Fa. Ing. W. Klinger, Knittlingen, als Baukasten im Fachhandel erhältlich. Anläßlich des R/C-I- Wettbewerbes um den „Käthchen-Pokal“ in Heilbronn konnte ich bereits den „JONNY“, welcher hier noch ein Vormuster darstellte, im Flugeinsatz beobachten. Da Herr Klinger selber das Modell flog, und ich sehr beeindruckt war, daß man mit einem solchen auf „Old“ gestalteten Modell das Publikum, besonders aber Modellflieger, begeistern kann, war es eigentlich recht naheliegend, daß man sich einmal etwas intensiver mit dieser Konstruktion befassen wollte. So freute ich mich denn, als ich unmittelbar nach dem Anlaufen der ersten Baukastenserie gleich vom Packtisch weg einen „JONNY“- Baukasten erhielt.

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Mit der obligatorischen Neugier bei Neuerscheinungen wurde sofort der Kartoninhalt inspiziert. Es muß hier gesagt werden, daß die qualitative Beschaffenheit des Baukastens amerikanischen Importbaukästen in keiner Weise nachsteht. Neben der zweckmäßig ausgesuchten Holzqualität und den gut vorgearbeiteten Teilen — hier muß besonders hervorgehoben werden, daß die gestanzten Rippen dank eines „neuen“ Stanzverfahrens äußerst saubere Konturen aufweisen — enthält der Bausatz auch die benötigten Zubehörteile wie Motorflanschbefestigung, Ruderscharniere und Ruderhebel für Quer-, Höhen- und Seitenruder sowie vorgebogene 4 mm Stahldrahtstäbe für das vorgesehene Zweibein Fahrwerk.

Was den Bauaufwand des Modells angeht, so kann man mit Recht von einer einfachen Bauweise sprechen. Daher erscheint es auch überflüssig, daß ich hier noch näher über die allgemein bekannte Kastenrumpfbauweise ein Wort verliere. Demjenigen, dem trotzdem die nur zu begrüßende Rumpf-Leichtbauweise als zu schwach erscheinen sollte, rate ich nachdrücklich: Lassen Sie bitte jede „Zusatzverstärkung“ weg, das Modell ist konstruktiv auch für harte Trainingsmanieren ausgelegt! Die Tragfläche wird in der bekannten, holmlosen Mikado-Bauweise aufgebaut. Nach Fertigstellung beider, Flügelhälften leimt man beide Flächenteile stumpf, also ohne Sperrholzknickverstärkung, zusammen. Hierbei sollte man darauf achten, daß man verwindungsfrei arbeitet, was meines Erachtens auch die einzige kritische Bauphase darstellt. Als Knickverstärkung liegt dem Baukasten ein 110 mm breites Stück Glasfasergewebe entsprechender Länge bei, so daß man mittels einer Kunstharz-Glasfaser-Auflage im Flügelmittelteil eine mehr als ausreichend stabile Verstärkung erzielt. Da es sich hier um ein Motormodell handelt und nicht so eine Gewichtsfrage wie bei Seglern zur Debatte steht, habe ich mein Modell mit dem WIK-Nylon-Bespanngewebe bespannt, wobei dies allerdings aus zeitlichen Gründen nur bei der Tragfläche geschah, und Rumpf und Leitwerke während der Holzgrundierung gleichzeitig eine Japanpapier-Einlage erhielten.

 

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Die farbliche Gestaltung solcher Modelle ist wegen der Oldtimer-Form äußerst variabel. So entschloß ich mich aus der Überlegung heraus, daß es ein Baukastenmodell „Made in Germany“ ist, auch deutsche Hoheitszeichen aus vergangener Zeit aufzubringen, wobei als Grundfarbe weiß gut geeignet ist.

Siehe Fotos!  Die erforderlichen Embleme fertigte ich aus der WIK-Abzieh-folie Nr. 3430/schwarz an, was erstens eine zeitsparende Angelegenheit, und zweitens eine Garantie für gute und einwandfreie Konturen ist.

Bevor über die Flugerfahrungen gesprochen wird, dürften noch einige technische Details von Interesse sein. Beim „JONNY“ ist der Motor mittels der allmählich sich großer Beliebtheiterfreuenden Flanschbefestigung an einem 6 mm dicken Birkensperrholzspant befestigt. Im Baukasten sind die beiden erforderlichen Dural-Viereckflansche bereits als Zubehör vorhanden. Diese Flansche sind bereits mit vier 3,2 mm 0 Bohrungen zwecks Verschraubung am Kopfspant versehen. Es bleibt somit nur noch die kleine Mühe, je nach verwendetem Motorentyp gemäß der Gehäusedeckelverschraubung vier Löcher in einen Flanschteil zu bohren, und der Motor kann auf einfachste Weise montiert werden.

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Es sei erwähnt, daß man neuerdings auch eine Motorenverkleidung aus Kunststoff bekommen kann, was zur Abrundung des Zubehörs nur begrüßenswert ist. Unmittelbar hinter dem Motor in der Rumpfnase ist ein geräumiger Tanraum vorhanden. Man kann ohne Schwierigkeiten z. B. den WIK-500-ccm-Vierecktank unterbringen. Für Akkus, Empfänger und drei Servos bietet der Rumpf unterhalb der Tragfläche mit 240 X 75 mm Innenmaß noch genügend Platz. Die Querrudermaschine wird dergestalt in den Flügelmittelteil verschraubt, daß die Steuerscheibe bzw. Rudersegment ein Anlenken der vorgefertigten Querruderanlenkhebel von oben ermöglicht, so daß ohne besondere Umlenkhebel auszukommen ist. Dieser direkte Anschluß von Servo zu Ruderblatt garantiert eine spielfreie Steuerübertragung, was beim Querruder sehr schätzenswert ist. Man kann den „JONNY“ entweder mit einem Dreibein-Fahrwerk oder dem stilechteren Zweinbein-Fahrwerk mit Sporn ausrüsten. Da ich die Startfähigkeiten eines Zweibeinfahrwerkes auf Grasgelände einmal erproben wollte, andererseits mir aber die Zweinbeinversion mit Sporn besser gefällt, wurde diese Art gewählt. Die großen Räder (90 mm 0) schmälern in keiner Weise das Aussehen des Modells, sondern bewirken eher das Gegenteil und sind dazu noch zweckdienlich.

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Nachdem das Modell flugklar war, stieg meine Neugier wegen des Flugverhaltens recht erheblich. Nach etwa 10 m Rollstrecke hob es ab und kam in einen sehr steilen Steigflug. Mit dieser Reaktion hatte ich allerdings gerechnet, weil ich wegen des Zweibein-Fahrwerkes vom Start weg leicht Höhenruder gegeben hatte, damit die Maschine zunächst das Heck schön am Boden halten mußte, damit es auf dem holprigen Grasboden nicht vornüberkippen konnte. Während dieses ersten Fluges konnte ich mich dann schon davon überzeugen lassen, was in dem Prospekt gesagt wird: Durch die geringe Flächenbelastung hat das Modell „JONNY“ besonders gutmütige Flugeigenschaften! Ich kann dies aus der Praxis heraus nur bestätigen. Allerdings muß hier gesagt werden, daß das Modell nicht für Anfänger gedacht ist, die nun ihr allererstes R/C-Modell steuern wollen. Es versteht sich, daß es sich hier um ein Mehrachsmodell handelt, welches durch seine guten und einfachen baulichen wie auch aerodynamischen Konstruktionsprinzipien meines Erachtens einen R/C-Mehrachs-Trainer darstellt, der dem fortgeschrittenen Modellflieger die Möglichkeit gibt, sich flugtechnisch bzw. steuertechnisch an das R/C-I-Flugprogramm heranzuarbeiten. Beim Jonny ist es möglich, zunächst durch eine etwas höhere EWD, etwa 1,5 °, und entsprechenden Motor in der Manier eines einfachen R/C-Modells zu fliegen und so die notwendige Erfahrung zu sammeln, um dann später auf Kunstflug zu trimmen. So fliege ich inzwischen mit einer EWD von 0 °, nachdem ich den Flügelsattel etwas nachgearbeitet habe und die EWD von ca. 0,750, wie sie im Bauplan eingezeichnet ist, geändert habe. Wenn mal der Motor im Fluge aussetzt, besteht kein Grund zur Nervosität! Man wird sich sehr schnell auf den Gleitflug eingestellt haben und das Modell normalerweise immer sicher landen können. Ferner konnte ich feststellen, daß der Gleitwinkel bei abgestelltem Motor, wenn also die Latte steht, merklich flacher ist, als wenn man mit gedrosseltem Motor fliegt.

Nicht zu unterschätzen sind auch die hervorragenden Eigenschaften im überzogenen Flugzustand. Man kann das Modell beim Landeanflug sehr langsam hereinschweben lassen, und es muß schon bei Windstille fast in der Luft „stehen“, ehe es über eine Fläche wegkippt. Ich habe diesen Zustand mehrmals in genügend Höhe probiert, damit ich für meine Landungen auf unebenem Grasboden genau darüber informiert war. So bin ich nach einigem Training dazu gekommen, auch den „JONNY“ mit Zweibein-Fahrwerk mittels Dreipunktlandungen so aufzusetzen, daß mir das Modell nicht mehr vornüberkippt, was ja bekanntlich bei einem Dreibein-Fahrwerk unkritischer ist.

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Die Ruderaktivität um alle Achsen istgut. Wer nur einfachen Kunstflug mit „oldtimer-ähnlichen“ Manieren fliegen möchte, wird die Ruderblätter von Quer- und Höhenruder mit einem kleineren Ausschlag operieren lassen als der, der auf einen rasanten R/C-I-Flug ausgeht. Hierbei ist ferner die Motorbestückung zu beachten. Für einfachen R/C-Flug reicht ein 5-6,5-ccm-Motor aus. Wer mehr in das Modell hineinbringen möchte, kommt mit einem Motor ab 7,5 ccm bestens auf seine Kosten. So kann ich mit meinem „JONNY“ bei einem Fluggewicht von 2300 p und dem Super-Tigre G 21/46 (7,5 ccm) noch nach einem leichten Stechflug eine langsam gedrehte senkrechte Rolle fliegen, wobei das Modell dann etwa 40 m senkrecht hochsteigt. Ansonsten fliege ich mit dem Modell alle Figuren, die man mit Querruder und Höhenruder ohne Seitenruder fliegen kann: Looping rückwärts und vorwärts, auch langsame Rollen, liegende und stehende Acht; Auf- und Abschwung und natürlich Rückenflug. Auch ist es verständlich, daß man natürlich auch andere Figuren fliegen kann, wie eckig geflogene Loopings oder den Hut. Was man mit dem „JONNY“ also fliegen kann, hängt wohl mehr von der Erfahrung des Piloten ab. Trotz der relativ geringen V-Form ist es auch möglich, den „JONNY“ nur mit Seiten-, Höhen-Tiefenruder und Motordrossel zu fliegen und so auf Querruder zu verzichten. Ich persönlich neige aber weit mehr dazu, ein Modell mit Querruder zu steuern und bei Verwendung einer Dreifunktionsanlage dann auf ein steuerbares Seitenruder zu verzichten. So habe ich es auch beim „JONNY“ gehalten, und dank dieser Auslegung ist es dann möglich, einen eleganten und dynamischen Flug zu praktizieren, der eben nur mit Querrudern möglich ist. So kann ich meinen Testbericht dahingehend zusammenfassen, indem ich mit gutem Gewissen jedem Interessierten dieses Modell empfehlen kann.

Text: FH. Leisten

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R/C-Mehrachstrainer „JONNY“

Spannweite 1500 mm
Länge 1200 mm .
Flächeninhalt ca. 38 qdm
HLW-Inhalt ca. 8,5 qdm
Fluggewicht wie Foto mit SIMPROP Digi 2+1 und ST 46 2300 p
EWD nach Plan ca. 0,75°
Flügelprofil symmetrisch bei ca. 10 ‚1. Dicke
EWD beim Modell auf den Fotos 0°
Motormontage individuell: mittels Flanschmontage entweder stehend, liegend oder hängend. Hier vorteilhafterweise liegend montiert, Auspuff nach unten!

V-Form 1,50

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