1982 besuchte unser Freund, Erich Däubler die Fabrik von Rossi in der Nähe von Brescia / Norditalien. Hier sein Bericht mit Schwarzweiß Fotos. Erich ist ein Liebhaber von italienischen Modellflugantrieben.
Originalbericht: Daß die Besichtigung einer Modellmotorenfabrik auch oder gerade für einen Nichtfachmann auf diesem Gebiet interessant sein kann, zeigt ein Besuch bei den Brüdern Rossi in der Nähe von Brescia/Italien.
Der Name Rossi steht seit vielen Jahren für Präzision und Höchstleistung auf der ganzen Welt, allerdings müssen diese Eigenschaften gegenüber Durchschnittsmotoren beim Kauf auch etwas höher bezahlt werden. Die Firma wurde vor 24 Jahren von den beiden Brüdern Rossi gegründet, damals mit nur wenigen Mitarbeitern; seither ist sie stetig gewachsen, und heute sind in Konstruktion, Herstellung, Montage, Versand und Verwaltung rund 40 Mitarbeiter beschäftigt, die alle Hände voll zu tun haben.
Bis vor wenigen Jahren wurden aus- schließlich Modellmotore gebaut und weltweit vertrieben. Vielen Modellfliegern dürfte noch Mitte der sechziger Jahre besonders der 10 ccm-Rossi bekannt sein; es gab ihn in RC- und Speed-Ausführung. Optimale Drosseleigenschaften bekam der Motor dann 1969, als er serienmäßig mit dem Kavan-Vergaser ausgeliefert wurde (erster Vergaser mit getrennter Vollgas- und Leerlaufgemischeinstellung).
In dieser Zeit waren die Rossi-Motore die stärksten serienmäßigen 10 ccm-Motore auf dem Modellbausektor. Der 2,5 ccm-Rennmotor gehörte ebenfalls zu den besten seiner Klasse und wurde hauptsächlich bei den Frei- und Fesselfliegern verwendet. Als dann Anfang der siebziger Jahre verschiedene Hersteller die ersten 10 ccm-Motore mit Umkehrspülung auf den Markt brach- ten, die der Leistung der herkömmlichen querstromgespülten Rossis gleichkamen oder sie sogar noch übertrafen, wurde es speziell im Kunstflug bzw. im Wettbewerbsgeschehen etwas ruhiger um diese Motore.
Die Entwicklung eines umkehrgespülten 10 ccm- Motors aus dem Hause Rossi ließ lange auf sich warten, was sich letztendlich aber in Bezug auf Leistung und Laufeigenschaften dann doch gelohnt hat. Anfang 1976 tauchten in Italien die ersten Wettbewerbsmotore auf und Ende des Jahres konnte man sie zumindest dort bereits auch kaufen. Aus diesem „Standardtriebwerk“ (10 ccm-Frontvergaser — Seitenauslaß — Ring) entwickelte sich speziell in der 10 ccm-Klasse eine so reichhaltige Palette, wie sie derzeit kaum ein anderer Hersteller aufweisen kann; ob nun Frontvergaser mit Seit- oder Heckauslaß, Heckvergaser mit Heckauslaß, alles in Ring- oder ABC-Version, teilweise als reine Speedmotoren mit Venturivergaser.
Daneben sind auch noch einige Ausführungen als 65-er, also 11 ccm in Flugausführung und insbesondere wassergekühlter Bauart für Bootsmodelle lieferbar. Abgesehen von verschiedenen Arten der 2,5 ccm-Speedmotore gibt es seit einigen Jahren auch entsprechende Flug- und Bootsmotore in Ring- und ABC-Version als 80-er und 90-er, also mit 13,3 und 15 ccm Hubraum; aufgrund der Drehzahlauslegung für große Flugmodelle hauptsächlich geeignet in Verbindung mit entsprechenden Untersetzungsgetrieben.
Von den guten Laufeigenschaften und Leistungen der Rossi-Motore zeugen in den vergangenen Jahren viele Wettbewerbssiege, nationale und internationale Rekorde in den verschiedensten Klassen zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Neben den unterschiedlichsten Motoren werden auch gänzlich die genau gearbeiteten Vergaser (ohne und mit verstellbaren Düsennadel), viele verschiedene Typen) von Resonanzschalldämpfern, Auspuffkrümmer und Adapter, Motorträger für Flug- und Bootsmodelle und natürlich Glühkerzen und Glühköpfe in allen Arten hergestellt, die auch in anderer Verpackung unter anderem Namen von einigen weiteren Firmen vertrieben werden.
Abgesehen von einigen wenigen aufgetretenen Problemen durch Materialfehler o. ä. (z. B. Risse in den Zylinderköpfen der 10 ccm-Motore 1980 und 1981), wie sie bei allen Motorenherstellern einmal vor- kommen können, gehören die „Rossi’s“ zu den präzise gefertigten und stärksten Modellmotoren überhaupt.
Allerdings ist auch etwas Sorgfalt bei der Behandlung und insbesondere beim verwendeten Sprit geboten. Man sollte immer Spritsorten mit einem Ölanteil von nicht weniger als 18-20 % verwenden, da das Öl ja nicht zur Schmierung sondern auch zur Wärmeabfuhr beiträgt; und hochdrehende Motore haben eine gute Kühlung auch nötig.
Rossi Gehäuse RohstoffblöckeBei jetzt teilweise üblichen Spritmischungen mit synthetischen Ölen von nur 8 oder 10% Ölanteil können Hochleistungsmotore wie die Rossi’s bald deutlich in der Leistung nachlassen und auch ganz ihren Geist aufgeben. Nitromethan wird in der Regel nicht benötigt, da durch die gut funktionierenden Vergaser der Leerlauf und der Übergang zu Vollgas nichts zu wünschen übrig lassen und auch die Höchstleistung normalerweise immer ausreicht; Rekordjäger haben sowieso ihre eigenen Rezepte.
Neuestes Projekt aus dem Hause Rossi ist ein Keilriemenuntersetzungsgetriebe für zwei Motore in V-Anordnung. Es ist für zwei 61/65/81 Fi-RC (Frontvergaser/Heckauslaß) mit Resonanzrohren ausgelegt, deren Vergaser über eine gemeinsame, ferngesteuert regulierbare Gemischeinstellung (Düsennadel) versorgt werden; die beiden Drosselhebel sind ebenfalls miteinander verbunden.
Die kugelgelagerte Propellerwelle wird im Verhältnis von ca. 1 : 1,8 durch zwei Keilriemen angetrieben und verleiht nach ersten Testläufen den dabei verwendeten Zinger-Holzpropellern 20×8 und 20×10 Drehzahlen von 9000- 10 000 U/min. Die relativ niedrige Jahresproduktion von ca. 30 .000 Motoren garantiert eine M gleichbleibende Genauigkeit aller her- gestellten Teile. Abgesehen davon, daß die bei Rossi gefertigten Motore und das Zubehör in die ganze Welt verkauft werden, sind neben den USA und Mitteleuropa die Hauptabnehmer China, die UdSSR, Cuba und Jordanien — wer hätte das gedacht?
Im eigenen Land werden vom Durchschnittsmodellflieger diese Motore nicht so sehr benützt; es schreckt der relativ hohe Kaufpreis, der durch die hohe Inflationsrate von derzeit knapp 20% in Italien in den letzten Jahren doch ziemlich gestiegen ist. Seit einiger Zeit ist die Firma Rossi nicht mehr nur allein als Hersteller von Motoren bekannt, sondern für Italien auch noch Importeur japanischer Fernsteuerungen der Marke „J.R.“, verschiedener Batterien und einiger Modellautos.
Aus den USA werden die Produkte von Byron, und aus Deutschland die der Firma Topp und Kavan eingeführt. Da die Produktion und der Arbeitsanfall in den letzten Jahren wesentlich angestiegen sind, ist auch schon hinter der jetzigen Fabrikationshalle ein neues Gebäude im Entstehen. Abschließend bleibt der gute Eindruck, den die Fabrik auf den Besucher macht; man darf vielleicht der Hoffnung Ausdruck verleihen, daß trotz zu- nehmender Herstellungszahlen die seit langem bekannte Präzision und die guten Leistungen der Modellmotoren er- halten bleiben, die den Namen Rossi zu dem gemacht haben, was er seit vielen Jahren bedeutet: Leistung und Qualität.
Text und Fotos Erich Däubler
Thanks to Modellflug International