Am 26. – 27. Mai 1984 trafen sich 23 Piloten aus 6 Nationen zum II. Internationalen Hohenzollern Pokalfliegen beim MFC Hechingen. Zum ersten Mal sollte das neue F3A Wendefigurenprogramm bei internationaler Beteiligung absolviert werden. Ralph Müller war dabei:
Report: Zum zweiten Male fand in diesem Jahr das Internationale Hohenzollern- Pokalfliegen in der Klasse F 3 A statt.
Dies war der erste international besetzte Wettbewerb, auf dem das neue Wendefigurenprogramm geflogen werden mußte. Insgesamt waren dieses Jahr „nur“ 23 Teilnehmer am Start, allerdings waren dafür sechs Nationen vertreten. Der Grund für die Teilnehmerzahl von 23 mag darin gelegen haben, daß eben das oben angesprochene neue Programm geflogen werden mußte und der Termin Ende Mai für einige Piloten offenbar doch verfrüht war.

Gegen Abend hatten sich fast alle Teilnehmer eingefunden und man konnte feststellen, daß unter ihnen viele waren, die auch schon beim 1. Intern. Hohenzollern Pokalfliegen 1983 teilnahmen.

Faßt man das ganze Geschehen zusammen, kann man es auf den Nenner „Nicht viel Neues“ bringen. Es waren zwar etliche neukonstruierte Modelle am Start, die Technik hat sich jedoch nicht verändert, der Flugstil ist zwangsläufig etwas langsamer und nicht mehr ganz so großräumig geworden.

Titelverteidiger war Wolfgang Matt aus Liechtenstein, der auch in diesem Jahr seinen altbewährten ARROW einsetzte, diesen mit einem Langhuber-Motor ausgerüstet hatte und so die Grundgeschwindigkeit des Modells gegenüber früheren Zeiten doch um einiges verringern konnte.

Weitere Weltmeisterschaftsteilnehmer waren die Piloten Kowarz (A), Schweiker (D), Dockendorf (L), die alle neue Modelle mit an den Start gebracht hatten. Im Falle von Dockendorf und Kowarz handelt es sich nach wie vor um relativ kleine Maschinen (Schweiker verfügt über ein komplett neu konstruiertes Modell, das mit einer Spannweite von 1,75 m in den derzeit üblichen Größenrahmen der neuen F 3 A-Modelle hineinpaßt).

Auffälligste Neuerscheinung auf diesem ersten Treffen der F 3 A-Piloten auf internationaler Basis war das Modell von Ralph von Brause und von Rainer Seubert. Das vergrößerte Modell Grand PAPILLON von Peter Wessels haben wir ja bereits in der vergangenen Ausgabe von Modell ausführlich vorgestellt.

Technisch am aufwendigsten ist das Modell von Wessels, Steckflächen und Steckleitwerk gestalten die ganze Angelegenheit sehr transportfreundlich, dies ist bei einer Spannweite von 1,90 m auch notwendig, da man ja meist zwei Modelle zum Wettkampf mitnimmt.

Eindeutig dominierend sind die Langhub-Motoren, wobei bis auf vier Ausnahmen Webra-Racing LS zum Einsatz kamen. Die Ausnahmen sind Rossi-Langhuber in den Modellen von Erwin Müller, Ernst-Peter Kattelmann und Ewald Trumpp.
Um die Grundgeschwindigkeit der Modelle herunterzusetzen und das Steigvermögen zu erhöhen, ist man im Gegensatz zum vergangenen Jahr dazu übergegangen, Propeller mit größerem Durchmesser zu verwenden.

Bezüglich der optimalen Steigung des jeweiligen Propellers ist man im Moment noch im Experimentierstadium, so hatte beispielsweise Wolfgang Matt eine 11 x 10-Zweiblattluftschraube montiert, Rainer Seubert und einige andere der Bundesliga verwenden die von Rainer Seubert entwickelte, speziell auf Langhuber abgestimmte Dreiblattluftschraube.

Ebenfalls zu sehen war eine Bartels 12 x 9 und eine Metterhausen 12 x 8. Etwas aus dem üblichen Rahmen fällt das Modell von Ernst-Peter Kattelmann, er fliegt einen vergrößerten SULTAN 6, die Spannweite wurde auf 1,75 m heraufgesetzt und die Randbogentiefe ebenfalls (auf 25 cm) erhöht.
Zum Flugprogramm selbst ist eigentlich nicht viel zu sagen, dies haben wir in vergangenen Ausgaben bereits ausführlich getan, größtes Problem ist, im Fenster zu bleiben bzw. daß die Punktrichter erkennen können, ob im Fenster geflogen wird oder nicht.

In Hechingen stand leider kein Punktrichter zur Verfügung, der als sogenannter „Pfeifenmann“ fungierte. Darunter ist zu verstehen, daß unmittelbar hinter dem Piloten ein Punktrichter mit einer Pfeife sitzt, der, wird das Fenster vom Modell verlassen, durch einen Pfiff dies den anderen, wertenden Punktrichtern anzeigt. Hierauf hat dann ein entsprechender Punktabzug zu erfolgen. Die Meinungen über das neue Programm gehen weit auseinander, ein Teil der Piloten begrüßt es, daß etwas grundlegend Neues geschaffen wurde, der größere Teil jedoch bedauert die Abschaffung des alten Programms.
Die Begründung, warum dieses neue Programm geschaffen wurde, nämlich, daß man unter allen Umständen vermeiden müsse, daß zum Anflug der Figuren weit ausgeholt werde und somit unter Umständen Lärmbelästigungen der Anrainer entstehen könnten, sowie die oft gehörte Meinung, das Modellkunstflugprogramm müsse an das Kunstflugprogramm der Großen angelehnt werden, ist eigentlich widersinnig.

Zum einen wehre ich mich einfach dagegen, daß behauptet wird, die Modellflugklasse sei ein Abklatsch der großen Kunstflugklasse — ich bin der Ansicht, es handelt sich hierbei um eine völlig eigenständige Kategorie.
Auf der anderen Seite ist es, was die Lärmbelästigung angeht, bereits eine altbekannte Tatsache, daß ein optimiertes F 3 A-Modell nicht laut ist. Zum anderen wage ich zu bezweifeln, daß durch die etwas größere Distanz in den Wendefiguren zu evtl. Anrainern eine geringere Belästigung durch Lärm entstehen würde. Die Begründung hierfür ist ganz einfach, man fliegt jetzt zwar nicht mehr unbedingt so weit weg, dafür aber höher hinauf.

Inwieweit das Motorengeräusch dann noch zu hören ist, hängt von den Windverhältnissen und den landschaftlichen Gegebenheiten ab. Der Aufwand zur Durchführung eines Wettbewerbes ist gewaltig angestiegen. Man braucht nicht mehr fünf Punktrichter, sondern zehn bzw. fünf Punktrichter und fünf Schreiber.
Kein Mensch ist in der Lage, wenn er ein fließend aneinander gereiht geflogenes Programm beurteilen soll, auch noch die Punkte schriftlich zu fixieren. Der größte Nachteil an dieser ganzen Geschichte ist jedoch zweifellos die Tatsache, daß dieses Programm äußerst schwierig zu fliegen ist, von Neulingen auf Anhieb kaum zu bewältigen sein dürfte und, steht im dementsprechenden Verein nicht ein erfahrener Mann mit Rat und Tat zur Seite, es dem Interessierten dermaßen schwergemacht wird, in diese Klasse einzusteigen, daß zu befürchten steht, in Zukunft nicht mehr über genügend Nachwuchs zu verfügen.

Meine Ausführungen fußen auf der Tatsache, daß auf der diesjährigen Landesmeisterschaft in Baden- Württemberg nur noch, sage und schreibe, sechs Teilnehmer am Start waren. So etwas hat es meines Wissens noch nie gegeben. Es handelt sich hierbei gegenüber dem vergangenen Jahr um einen Rückgang von mehr als 50 %.
Die verantwortlichen Herren sollten sich das einmal überlegen bzw. hätten sich vor Schaffung des neuen Programms auch hierüber Gedanken machen sollen. Was nützt es uns, wenn wir in 10 Jahren über keine Piloten mehr verfügen, weil kein Mensch mehr Interesse hat, ein so schwieriges Programm zu fliegen, bzw. weil man dem Neuling von vorneherein eine viel zu schwierige Aufgabe stellt.

Technisch hat sich, zumindest, was die Modelle anbelangt, möglicherweise ein Rückschritt eingestellt. Daß man noch niemals, um exakt fliegen zu können, unbedingt einen Verstellpropeller benötigte, weiß inzwischen wohl jeder. Bei dem neuen Programm ist es aber völlig unmöglich, ein solches Ding während der Flugmanöver auch noch zu bedienen.

98 % der Modelle sind nach wie vor mit einem Einziehfahrwerk ausgestattet, jedoch hat sich das Mehrgewicht zugunsten des Zweibeinfahrwerkes verschoben. Dies war aber auch zu erwarten, da Start und Landung ja nicht mehr bewertet werden und das Mehrgewicht eines Bugrades nicht unbedingt mit herumgeschleppt werden muß, zumal man für das jetzt zu fliegende Programm leichtere Modell benötigt bzw. diese einfach von Vorteil sind, da ihre Fluggeschwindigkeit deutlich konstanter ist gegenüber einem schwereren Modell, das in den Abwärtspassagen der Figuren ja immer an Geschwindigkeit zulegt.

Nun, wir werden sehen, was die laufende Saison bringt; Höhepunkt des Jahres 84 in Sachen Kunstflug ist sicherlich die Europameisterschaft in Genk vom 11. —16. September, danach sind wir alle sicherlich erheblich schlauer, zumindest, was sich in Sachen Entwicklung, Material und Modelle tun wird.
Text: Ralph Müller
Fotos: Franz Stenzel